Trostworte an einen Luftkranken von Joachim Ringelnatz

Recht so! Speie, lieber Mitgast, speie!
Speie dreist und ungeniert und laut,
Daß sich einmal andersrum befreie,
Was für dich passée ist und verdaut.
 
Speie froh. Es wird dir polizeilich
Und moralisch jederseits verziehn. –
Ja, ich gebe zu: ich habe freilich
Da leicht reden, weil ich nie gespien.
 
Und der Himmel möge auch verhüten,
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Daß es je geschieht. Ich stell mir bloß
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Vor, wie unten deine Tüten
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Landen in der Mutter Erde Schoß.
 
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Andern Luft und Appetit verderben,
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Kann ein schadenfröhlich freier Sport
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Sein. Und niemand wird deswegen sterben.
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Denn der Magen ist wie ein Abort.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Trostworte an einen Luftkranken“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
96
Entstehungsjahr
1929
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Zu Anfang können wir festhalten, dass das Gedicht „Trostworte an einen Luftkranken“ vom deutschen Schriftsteller und Kabarettist Joachim Ringelnatz stammt, der im 19ten Jahrhundert von 1883 bis 1934 lebte. Zu seinen Lebzeiten war die Entwicklung der Luftfahrt noch sehr neu und aufregend, was auch eine Rolle im Kontext dieses Gedichts einnehmen könnte.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht krude und humorvoll, und wenngleich der Titel „Trostworte an einen Luftkranken“ zu erwarten lässt, dass es sich um eine tröstliche Botschaft handelt, stimmt dies nur bedingt. Es scheint eher ein komisches Gedicht zu sein, das seine Leser zum Lachen bringen will.

Inhaltlich richtet sich das lyrische Ich an eine Person, die unter Reisekrankheit leidet, genauer gesagt an eine luftkranke Person, die sich aufgrund ihrer Beschwerden im Flugzeug übergeben muss. Statt diese mitfühlend zu trösten oder ihr praktische Hilfe anzubieten, ratet das lyrische Ich der betroffenen Person etwas rüde und schadenfroh dazu, ihrer Übelkeit freien Lauf zu lassen und sich ungeniert zu übergeben. Es scheint, dass das lyrische Ich, das offenbar selbst nie von Reiseübelkeit betroffen ist, das Leiden der anderen Person etwas belustigend und mit einer gewissen, vielleicht arroganten, Distanz betrachtet.

Vom formalen Aspekt hat das Gedicht eine recht einfache und klare Struktur: es ist in vier Strophen zu je vier Verse unterteilt. Ringelnatz nutzt eine einfache, alltägliche Sprache, um auf humorvolle Weise eine alltägliche Situation darzustellen. Die Rhetorik ist dabei oft hyperbolisch: So wird das Erbrechen als „befreiend“ und sogar als „Sport“ bezeichnet, was eine eher groteske und humorvolle Atmosphäre schafft.

Insgesamt verkörpert das Gedicht Ringelnatz typischen Stil: Es handelt von alltäglichen Szenarien, beschreibt diese auf humorvolle, groteske Weise und vermittelt so einen überraschenden und denkwürdigen Blick auf gewöhnliche Ereignisse und Situationen.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Trostworte an einen Luftkranken“ ist Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. 1929 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 96 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Trostworte an einen Luftkranken“ weitere 560 Gedichte vor.

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