Trommellied von Karl Rudolf Hagenbach

(Vor Fastnacht.)

Die Schlitten weg, die Trommeln vor,
Auf! Knaben! lustig vor das Thor,
Rom bom! rom bom! hinaus;
Im Winde laßt die Sträuße wehn,
Im Winde sich die Fahnen drehn
Zum tapfern Ohrenschmaus.
 
Wir ziehn einher auf kahler Au,
Noch sind die Winde scharf und rauh,
Drum rührt die Trommel scharf;
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Laßt sehn wer besser wirbeln mag,
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Ob Windsgebraus, ob Trommelschlag
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Sich Sieger nennen darf?
 
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Ha, sehet wie der Winter flieht,
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Das wilde Heer der Trommler zieht,
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Ihn höhnend hinterher,
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Wir trommeln ihn zum Land hinaus,
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Nun schrecket auch das Windsgebraus
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Die Trommler nimmermehr.
 
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Und ist dann in der Fastennacht
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Der faule Lenz noch nicht erwacht,
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So fallen wir vor Tag,
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Rom bom! rom bom! ihm in das Reich
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Und schlagen ihm den „Morgenstreich“
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Bis er es hören mag.
 
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Hei, wie es wirbelt, dröhnt und kracht,
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Jetzt ist der faule Lenz erwacht,
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Er sperrt das Fenster auf:
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„Seid ihr’s ihr Buben? ja, ich komm’,
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Nur immer zu, rom bom! rom bom!
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Ich komm’, verlaßt euch drauf!“
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.8 KB)

Details zum Gedicht „Trommellied“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
30
Anzahl Wörter
166
Entstehungsjahr
1846
Epoche
Biedermeier,
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Trommellied“ wurde von Karl Rudolf Hagenbach geschrieben, einem Schweizer Theologen und Kirchenhistoriker, der von 1801 bis 1874 lebte. Dies lässt vermuten, dass er das Gedicht irgendwann im 19. Jahrhundert verfasst hat.

Auf den ersten Blick vermittelt das Gedicht einen Lebensfrohen und Lebendigen Eindruck. Es ist voller Energie und Bewegung, und diese wird durch das wiederholte Trommeln und den steten Vorwärtsgang der „tapferen Knaben“ erzeugt.

Inhaltlich geht es in dem Gedicht um eine Gruppe junger Männer oder Knaben, die in der kargen Winterlandschaft trommeln und marschieren. Sie tun dies auf eine spielerische, energische und herausfordernde Art und Weise. Sie stellen sich den rauhen Bedingungen der Natur, den harschen Winden und der kalten Winterlandschaft entgegen und machen dabei Musik, sie wirbeln und trommeln.

Das lyrische Ich spricht von einem Spiel zwischen den Knaben und den Naturgewalten. Die Knaben ziehen aus, um den Winter zu vertreiben. Sie greifen die äußeren Bedingungen mit Begeisterung und Energie auf und nutzen sie für ihre Zwecke. Mit ihrem unerschrockenen Geist, ihrer Tapferkeit und ihrem Mumm scheinen sie die Naturgewalten herauszufordern. Sie wecken sogar absichtlich den „faulen Lenz“ (Frühling) mit ihrem „Morgenstreich“. Sie folgen ihrer Mission, den Winter zu vertreiben und dem Frühling Platz zu machen, und lassen sich von nichts aufhalten.

In Bezug auf Form und Sprache des Gedichts handelt es sich um eine recht traditionelle Strophenform mit jeweils sechs Versen pro Strophe. Die Sprache ist klar und einfach gehalten, mit kurzen, prägnanten Sätzen, die das Geschehen auf lebendige Weise beschreiben. Es gibt zahlreiche anschauliche Bilder, wie das von den „wilden Heeren der Trommler“, die den Winter hinaustreiben, oder dem „faulen Lenz“, der durch das Trommeln geweckt wird.

Besonders hervorstechend ist die Wiederholung von „rom bom! rom bom!“, die das Trommeln nachahmt und die energiegeladene, vorwärtsdrängende Atmosphäre des Gedichts unterstreicht. Gleichzeitig wird so ein sehr lebendiges, akustisches Bild erzeugt, das das Geschehen für den Leser greifbar macht.

Letztlich ist Hagenbach's „Trommellied“ somit eine Hymne an die Lebensfreude und die Kraft der Jugend, die sich auch von widrigen Bedingungen nicht unterkriegen lässt und mit Mut, Energie und Freude das Leben meistert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Trommellied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Karl Rudolf Hagenbach. Im Jahr 1801 wurde Hagenbach in Basel geboren. 1846 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Basel. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Biedermeier oder Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 30 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 166 Worte. Weitere Werke des Dichters Karl Rudolf Hagenbach sind „Der Osterhase“ und „Die schweizerischen Geschichtsforscher“. Zum Autor des Gedichtes „Trommellied“ haben wir auf abi-pur.de keine weiteren Gedichte veröffentlicht.

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