Trennung von einer Sächsin von Joachim Ringelnatz

Ich kann dir alles verzeihn.
Aber du mußt mir die Freiheit lassen,
Mich nicht mehr mit dir zu befassen.
Sächsische Quengelein,
Auch wenn man ihrer nur träumt,
Sind etwas, womit man die Zeit versäumt.
 
Du hast viel warmes Gemüt
Und lügst oft aus Höflichkeit.
Und auf diesem Boden blüht
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Und gedeiht die Geschmacklosigkeit.
 
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Ich weiß das genau. Denn ich bin
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In Sachsen erwachsen. Das zu verschweigen
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Oder deswegen mokant sich zu zeigen,
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Hätte nicht – – oder nur sächsischen Sinn.
 
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Ich kann deiner Falschheit nicht trauen.
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Geh jetzt zur Ruh!
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Blondhaarig mit schwarzen Brauen,
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So schönes Mädchen du!
 
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Aussichten sind unendlich weit.
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Aber Sächsisch in dieser Zeit,
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Eins, Neun, Zwo, Acht – – –
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Gute Nacht.
 
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Als sie dann traurig ging,
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Ward mir so bang und kalt.
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Gab ich ihr keinen Halt.
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Armes Ding!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Trennung von einer Sächsin“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
26
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller, Kabarettist und Maler, der zwischen dem Ende des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebte. Das Gedicht „Trennung von einer Sächsin“ stammt daher aus dem frühen 20. Jahrhundert.

Auf den ersten Blick erscheint es als ein Sehnsuchtsgedicht, in dem die Zerrissenheit des lyrischen Ichs zum Ausdruck kommt. Gedanklich versucht das lyrische Ich sich von einer Beziehung zu lösen und verlangt nach Freiheit. Dennoch zeigt der Klang seiner Worte, dass er tief für die Sächsin empfindet.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier oder sechs Versen. Es beginnt mit der Aussage des lyrischen Ichs, dass es der Frau alles verzeihen kann, jedoch die Freiheit beansprucht, sich nicht mehr mit ihr zu befassen. Trotzdem hat das lyrische Ich eine tiefe Zuneigung und Bewunderung für die Frau, die als „blondhaarig mit schwarzen Brauen“ beschrieben wird. Es beendet jedoch entschlossen die Beziehung „Eins, Neun, Zwo, Acht – – – Gute Nacht“. Doch der letzte Vers offenbart die inneren Gefühle des lyrischen Ichs, das Gefühl von Angst und Kälte, als die Frau geht.

Das Gedicht verwendet einfache, aber emotional geladene Worte und direkte Redewendungen, um die innere Zerrissenheit und den emotionalen Konflikt des lyrischen Ichs zu verdeutlichen. Es gibt eine Spannung zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der tiefen Zuneigung für die Frau. Die einfache, direkte Sprache zusammen mit dem rhythmischen Reim und der Metrik bringt diese emotionale Tiefe und Zerrissenheit zum Ausdruck.

Zusammengefasst handelt Joachim Ringelnatz’ Gedicht von einer schwierigen Trennung, in welcher das lyrische Ich zwischen dem Wunsch nach Freiheit und tiefer Zuneigung hin und hergerissen ist. Dabei offenbart die sprachliche Gestaltung des Gedichts sowohl inhaltlich als auch formal die initiierende wie rezipierende emotionale Zerrissenheit.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Trennung von einer Sächsin“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1928 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 26 Versen mit insgesamt 6 Strophen und umfasst dabei 129 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Trennung von einer Sächsin“ weitere 560 Gedichte vor.

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