Traurig geworden von Joachim Ringelnatz

Traurig geworden im Denken,
Traurig ohne Woher.
Als könnte mir niemand mehr
Etwas schenken.
 
Kann selbst doch niemandem mehr
Etwas schenken.
Nicht daher — ich weiß nicht, woher —
Kommt mir das traurige Denken.
 
Es pickt eine Krähe im Schnee.
10 
Vergraben im Schweigen
11 
Hängt gramvoll ein winzig Wehweh
12 
Unter rauschenden Zweigen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Traurig geworden“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
49
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Traurig geworden“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Er ist bekannt für seine humorvollen und teils grotesken Gedichte, aber auch für seine nachdenklicheren und ernsthafteren Werke. Eine genaue zeitliche Einordnung des vorliegenden Gedichts ist schwierig, allerdings kann man davon ausgehen, dass es vermutlich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verfasst wurde.

Beim ersten Lesen fällt der melancholische Ton des Gedichts auf. Ringelnatz beschreibt eine tiefe Traurigkeit, die ohne erkennbaren Grund über das lyrische Ich kommt. Es kann weder verstehen, woher dieses Gefühl kommt, noch kann es anderen etwas schenken – ein möglicher Hinweis auf eine innere Leere oder Erschöpfung.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich seinen subjektiven seelischen Zustand. Es fühlt sich traurig und deprimiert und ist überfordert mit dem Versuch, den Grund dafür zu identifizieren. Diese interne emotionale Landschaft spiegelt sich auch in der äußeren Welt wider, suggeriert durch das Bild einer Krähe, die im Schnee pickt, und ein winziges Wehweh, das unter rauschenden Zweigen hängt. Beide Bilder vermitteln Gefühle der Einsamkeit und Melancholie.

Das Gedicht besteht aus drei Strophen mit je vier Versen, die klar und einfach strukturiert sind. Die Sprache ist ebenso klar und einfach, aber dennoch ausdrucksstark. Es gibt keine überflüssigen Worte oder komplizierten Metaphern, die Ablenkung von der traurigen Grundstimmung bieten könnten. Die wiederholte Verwendung unbestimmter Formulierungen („ich weiß nicht, woher“) unterstreicht die Unsicherheit und Verwirrung des lyrischen Ichs hinsichtlich seines emotionalen Zustands.

Zum Schluss sei angemerkt, dass das Gedicht erneut Ringelnatz' Fähigkeit zur emotionalen Ehrlichkeit und zur Schaffung von Bildern unter Beweis stellt, die sowohl auf der Ebene der Worte als auch auf der Ebene der Gefühle wirken. Auch wenn es sich um ein eher düsteres Gedicht handelt, trägt es doch zur Breite und Tiefe seines Werks bei.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Traurig geworden“ des Autors Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 49 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Abermals in Zwickau“, „Abgesehen von der Profitlüge“ und „Abglanz“. Zum Autor des Gedichtes „Traurig geworden“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

+ Wie analysiere ich ein Gedicht?

Daten werden aufbereitet

Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz

Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Traurig geworden“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.

Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)

Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.