Ton der Leyer von Friederike Brun
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Warum entschweben selten mir die Töne |
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Der jugendlichen blütengleichen Lust? |
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Gabst du vielleicht, o himmlische Comoene, |
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Der Leiden sanften Ton nur meiner Brust? |
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Wenn stille Thränen sich im Auge bilden, |
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Und süsse Wemut meine Seele füllt, |
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O dann begleiten Lieder oft den milden |
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Erguß, der meinen dunkeln Blick umhüllt! |
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Nur zu des Herzens still gefühlter Feier, |
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Nur für den hohen geistigern Genuß, |
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Stimmt Einsamkeit mir meine sanfte Leyer, |
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Und adelt der Empfindungen Erguß! |
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Wenn dann die Dämmrung schaurig sich ergießet, |
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Nur noch auf Felsenkronen Purpur glüht, |
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Erwacht der innre Sinn; das Auge schließet |
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Sich vor der Gegenwart, das Zukunft sieht. |
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Dann schwebt in hohen ungemessnen Weiten |
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Des Aetherraums der kühn entflohne Geist! |
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Sieht Welten wandeln, Monde sie begleiten; |
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Fühlt Wonne, die Unsterblichkeit verheißt. |
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Bis Psyche, ach! vom hohen Fluge trunken, |
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Sich sinkend, matt, der Erde nahe fühlt, |
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Und der verhüllte göttlich reine Funken |
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Im Schooß der Gegenwart sein Feuer kühlt! |
Details zum Gedicht „Ton der Leyer“
Friederike Brun
6
24
150
1795
Klassik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ton der Leyer“ wurde von der dänischen Dichterin Friederike Brun verfasst, die von 1765 bis 1835 lebte. Daraus kann man schließen, dass das Gedicht vermutlich im späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert entstanden ist, also in der Epoche der Romantik.
Auf den ersten Blick ist das Gedicht bemerkenswert für seine Verbindung von Musik und Gefühlen, insbesondere den eher melancholischen und einsamen Gefühlen des lyrischen Ichs. Inhaltlich scheint es um das Empfinden und Ausdrücken von Emotionen durch Musik, genauer gesagt das Spiel auf der Leyer, zu gehen.
In der ersten Strophe reflektiert das lyrische Ich über die Töne seiner Jugend und ihrer Verbindung zu seiner aktuellen Leidenschaft. Es stellt eine Frage an eine göttliche Muse (Comoene), wobei es sich fragt, ob diese die Musik der Leiden seiner Brust gab. In der zweiten Strophe werden Tränen und süße Melancholie erwähnt, die von Liedern begleitet werden. Die dritte Strophe hingegen spricht von Einsamkeit und dem noblen Ausdruck von Gefühlen, während die vierte Strophe die Dämmerung und das Eintauchen in die Zukunft thematisiert. Die fünfte Strophe lässt das lyrische Ich durch den Äther schweben und von Unsterblichkeit träumen. In der letzten Strophe schließlich kehrt das Ich zur realen Welt und zur Gegenwart zurück.
Form und Sprache des Gedichts sind recht typisch für die Romantik. Es besteht aus sechs vierzeiligen Strophen mit einem klaren Reimschema (Kreuzreim). Die Sprache ist gehoben und reich an metaphorischen und symbolischen Ausdrücken. Insbesondere wird die Musik als metaphorisches Element genutzt, um die emotionalen Zustände des lyrischen Ichs zu veranschaulichen. Die enge Verknüpfung von Musik, Emotionen und Natur ist ebenfalls ein typisches Merkmal romantischer Lyrik.
Der „Ton der Leyer“ kann als eine Art innerer Selbstreflexion des lyrischen Ichs verstanden werden. Es nutzt die Musik als Mittel, um seine Gefühle auszudrücken und zu durchleben, und zugleich als Weg, um aus der Realität in eine Welt der Vorstellung und Zukunftsvisionen zu entfliehen. Erst am Ende kehrt es wieder in die Gegenwart zurück. Dabei wird das Gedicht als Dialog zwischen dem lyrischen Ich und seiner eigenen inneren oder spirituellen Erfahrung gestaltet.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht exemplarisch für die Ästhetik und das Menschenbild der Romantik steht: Es betont das Individuum und seine inneren Gefühle und bildet diese in der Form einer musikalischen und emotionalen Reise durch verschiedene Stadien der Erfahrung ab.
Weitere Informationen
Die Autorin des Gedichtes „Ton der Leyer“ ist Friederike Brun. Die Autorin Friederike Brun wurde 1765 in Gräfentonna geboren. Im Jahr 1795 ist das Gedicht entstanden. Zürich ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her lässt sich das Gedicht der Epoche Klassik zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 150 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke der Dichterin Friederike Brun sind „Abendlandschaft von der Bellevüe am Genfersee, vor dem Gervaisthore“, „Abendphantasie“ und „An Augusta“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Ton der Leyer“ weitere 58 Gedichte vor.
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- An meine Freundinn Charlotte, Gräfin von Dernath, geborne Bernstorf
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Zum Autor Friederike Brun sind auf abi-pur.de 58 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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