Tierschutz-Worte von Joachim Ringelnatz

Seien Sie nett zu den Pferden!
Die Freiheit ist so ein köstliches Gut.
Wie weh Gefangenschaft tut,
Merken wir erst, wenn wir eingesperrt werden.
 
Seien Sie lieb zu den Hunden!
Auch zu den scheinbar bösesten.
Kein Mensch kann in Ihren schlimmen Stunden
Sie so, wie ein Hund es kann, trösten.
 
Gehen Sie bei der Wanze
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Aufs Ganze.
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Doch lassen Sie krabbeln, bohren und graben
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Getier, das Ihnen gar nichts entstellt.
 
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Alle Tiere haben
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Augen aus einer uns unbekannten Welt.
 
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Kochen Sie die Forelle nicht
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Vom Kaltwasser an lebendig!
 
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Auch jeder Gegenstand hat sein Gesicht,
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Außen wie inwendig.
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Und nichts bleibt vergessen.
 
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Die Ewigkeit, die Unendlichkeit
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Hat noch kein Mensch ausgemessen,
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Aber der Weg dorthin ist nicht weit.
 
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Suchen Sie jedwede Kreatur
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In ihr selbst zu begreifen.
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Jedes Tier gehorcht seinem Herrn.
 
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Sich selber nur
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Dürfen Sie – und sollen es gern –
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Grausam dressieren (die Eier schleifen).
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Tierschutz-Worte“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
145
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Tierschutz-Worte“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte. Damit kann das Gedicht zeitlich der Moderne zugeordnet werden.

Bereits der Titel lässt vermuten, dass es sich um ein Gedicht handelt, das sich mit dem Thema Tierschutz auseinandersetzt. Ringelnatz fordert dabei auf, liebevoll und respektvoll mit Tieren umzugehen. Dies wird bereits in den ersten Versen mit der Aufforderung „Seien Sie nett zu den Pferden!“ und „Seien Sie lieb zu den Hunden!“ klar. Dabei spricht er unterschiedliche Tierarten an und setzt sich für ihre Behandlung ein. Ringelnatz betont, dass Tiere ebenso wie Menschen Emotionen empfinden können und daher ein Recht auf ein würdevolles Leben haben.

Das lyrische Ich zeigt zudem ein Verständnis für die Lebewesen und bezieht alle Tiere, vom Pferd über den Hund bis hin zur Wanze, in seine Betrachtung ein. Es betont in den letzten Strophen, dass jeder Gegenstand, jedes Tier und jedes Lebewesen einzigartig und besonders ist und respektiert werden sollte.

Das Gedicht ist in freien Versen, ohne ein festes Metrum oder Reimschema, geschrieben, was typisch für die Moderne ist. Es weist eine einfache und klare Sprache auf, die auch das ernste Thema Tierschutz für den Leser zugänglich macht.

In seiner Aussage versucht das lyrische Ich, ein Bewusstsein für den respektvollen Umgang mit Tieren zu schaffen. Es betont die Fähigkeiten und Eigenheiten von Tieren und fordert dazu auf, jedes Tier in seiner Einzigartigkeit zu sehen und zu respektieren. Dabei nimmt Ringelnatz eine critical animal studies Perspektive ein und gestaltet so einen Diskursraum für Fragen rund um das Zusammenleben von Menschen und Tieren.

Insgesamt ist „Tierschutz-Worte“ ein plädoyer für den Respekt und die Liebe gegenüber Tieren und der Umwelt. Es ist eine Aufforderung, sich in jedes Lebewesen hineinzuversetzen und dabei stets die Einzigartigkeit und die Bedeutung jedes Lebewesens zu beachten.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Tierschutz-Worte“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1928 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 145 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 28 Versen mit insgesamt 9 Strophen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Tierschutz-Worte“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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