Threnen in schwerer Kranckheit von Andreas Gryphius

ICh bin nicht der ich war / die Kräffte sind verschwunden /
Die Glider sind verdörr’t / als ein durchbrandter Grauß:
Mir schauwt der schwartze Tod zu beyden Augen auß /
Ich werde von mir selbst nicht mehr in mir gefunden.
Der Athem wil nicht fort / die Zunge steht gebunden /
Wer siht nicht / wenn er siht die Adern sonder Mauß
Die Armen sonder Fleisch / daß diß mein schwaches Haus
Der Leib einbrechen wird / noch inner wenig stunden.
Gleich wie die Wiesen Blum lebt wenn das Licht der Welt
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Hervor bricht / vnd noch ehr der Mittag weggeht / fällt;
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So bin ich auch benetzt mit Threnentau ankommen.
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So sterb ich vor der Zeit. O Erden gute Nacht!
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Mein Stündlein laufft zum end / itzt hab ich außgewacht
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Vnd werde von dem Schlaff deß Todes eingenommen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Threnen in schwerer Kranckheit“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
129
Entstehungsjahr
1658
Epoche
Barock

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht „Threnen in schwerer Kranckheit“ stammt von dem barocken Dichter Andreas Gryphius, der von 1616 bis 1664 lebte. Es wurde also in der Epoche des Barocks verfasst, die etwa von 1600 bis 1720 andauerte und durch eine starke Auseinandersetzung mit Vergänglichkeit und Tod gekennzeichnet ist.

Schon beim ersten Eindruck fallen die barocktypischen Themen der Vergänglichkeit und des Todes auf. Das lyrische Ich beschreibt seinen körperlichen Zustand in einer schweren Krankheit und thematisiert dabei seine eigene Sterblichkeit.

Inhaltlich schildert das lyrische Ich seinen eigenen körperlichen Zerfall („die Kräffte sind verschwunden / Die Glider sind verdörr’t“) und das Nahen des Todes („Mir schauwt der schwartze Tod zu beyden Augen auß“). Es scheint den eigenen Tod bereits vorauszusehen und akzeptiert diesen („So sterb ich vor der Zeit. O Erden gute Nacht! [...] Vnd werde von dem Schlaff deß Todes eingenommen“).

Die Aussage des Gedichts scheint eine Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit zu sein. Es zeigt sich eine große Resignation und Annahme des bevorstehenden Todes, die typisch für die barocke Literatur sind. In der Barockzeit war der Tod ein allgegenwärtiges Thema, da die Menschen oft früh und unter schweren Bedingungen starben.

Formal handelt es sich bei dem Gedicht um einen Sonett. Dies zeigt sich zum Beispiel an der Anzahl der Verse (14). Typisch für diese Form sind auch der Aufbau aus zwei Quartetten und zwei Terzetten sowie das strenge Reimschema.

Sprachlich ist das Gedicht in einer altertümlichen, barocken Sprache verfasst. Es finden sich zum Beispiel altertümliche Worte wie 'Grauß', 'Mauß' oder 'Threnentau'. Die Sprache ist sehr bildhaft und metaphernreich, zum Beispiel wenn der Tod als schwarzer Schatten beschrieben wird, der dem lyrischen Ich aus den Augen blickt. Damit schafft der Dichter eine unheilvolle und düstere Stimmung, die dem ernsten Thema des Gedichts entspricht. Die kraftvollen und plastischen Beschreibungen des eigenen körperlichen Verfalls tragen zusätzlich zur drastischen Ausdruckskraft des Gedichts bei.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Threnen in schwerer Kranckheit“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Andreas Gryphius. 1616 wurde Gryphius in Glogau geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1658 entstanden. Der Erscheinungsort ist Breßlau. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Barock zu. Der Schriftsteller Gryphius ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche.

Die Zeitepoche des Barocks erstreckt sich über den Zeitraum von 1600 bis etwa 1720. Diesen Zeitraum kann man in drei Abschnitte unterteilen: Frühbarock, Hochbarock und Spätbarock. Das Leben war geprägt von der Pest und dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die Menschen lebten in schwierigsten Verhältnissen. Adelige lebten hingegen einen pompösen Lebensstil, wohingegen das normale Volk in bitterer Armut lebte. Die Fürsten wollten immer mehr Einfluss auf Lebensstil und Erziehung erlangen. Bauernaufstände und Unruhen führten zu einem Umdenken der Menschen und zu einem wachsendem Selbstbewusstsein. Die Literatur des Barocks ist stark beeinflusst von der Antithetik. Das heißt, die Menschen der damaligen Zeit nahmen ihre Welt als widersprüchlich und gegensätzlich war. Das Leben der einfachen Bevölkerung war von Krieg, Krankheit und Armut geprägt. Bei den Adeligen herrschten dennoch Verschwendung und Luxus. In der Barockdichtung trat die deutsche an die Stelle der lateinischen Sprache, welche die Sprache der populärsten deutschen Lyriker im 16. Jahrhundert gewesen war. Trotzdem war weiterhin die Elite Träger der Literatur. Da während der Literaturepoche des Barocks die äußere Ästhetik und der Wohlklang eines literarischen Werkes eine wichtige Rolle spielten, war die bevorzugte Literaturform das Gedicht. In den Gedichten wurden sehr gerne Symbole, Metaphern und Hyperbolik genutzt.

Das 129 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit nur einer Strophe. Andreas Gryphius ist auch der Autor für Gedichte wie „An Gott den Heiligen Geist“, „An Gott den Heiligen Geist“ und „An H. Christoph von Dihr“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Threnen in schwerer Kranckheit“ weitere 463 Gedichte vor.

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