Telefonischer Ferngruß von Joachim Ringelnatz
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Ich grüße dich durchs Telefon, |
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Guten Morgen, du Gutes! |
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Ich sauge deiner Stimme Ton |
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In die Wurzeln meines Mutes. |
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Ich küsse dich durch den langen Draht, |
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Du Meinziges, du Liebes! |
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Was ich dir – nahe – je Böses tat, |
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Aus der Ferne bitt ich: Vergib es! |
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Bist du gesund? – Gut! – Was? – Wieviel? – |
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Nimm’s leicht! – Vertraue! – Und bleibe |
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Mir mein. – – Wir müssen dies Wellenspiel |
12 |
Abbrechen – – Nein „dir“ Dank! – – Ich schreibe! – – |
Details zum Gedicht „Telefonischer Ferngruß“
Joachim Ringelnatz
3
12
68
1934
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Telefonischer Ferngruß“ stammt von dem Dichter Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Eine zeitliche Einordnung ist durch diesen Autor leicht zu bestimmen: Das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert stellt den Kontext, in dem das Werk verfasst wurde, dar.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht wie eine sehr persönliche, emotionale Unterhaltung zwischen zwei Personen, die in einer engen Beziehung zueinander stehen, aber räumlich getrennt sind. Sie kommunizieren per Telefon, eine Technologie, die zu Ringelnatz' Lebzeiten noch neu und aufregend war.
Inhaltlich lässt sich das Gedicht als Liebesbekundung lesen, bei der das lyrische Ich seine gegenseitige Verbundenheit, Zuneigung und Entschuldigung für vergangene Fehler zum Ausdruck bringt. Besonders bemerkenswert ist der Wunsch des lyrischen Ichs, die Stimme des Anderen zu „saugen“, um mutiger zu werden, was einerseits die tiefe Verbundenheit und andererseits die wahre Zuneigung zum Ausdruck bringt.
In Bezug auf Form und Sprache ist das Gedicht traditionell aufgebaut und besteht aus drei Vierzeilen-Strophen. Jede Strophe scheint eine andere Phase des Telefonats zu behandeln: Die erste Strophe beginnt das Gespräch, die zweite Strophe enthält eine Entschuldigung und die dritte Strophe endet das Gespräch. In Bezug auf die Sprache verwendet Ringelnatz einfache, direkte und eindringliche Worte, die eine intime und emotionale Atmosphäre schaffen. Durch den Gebrauch der ersten Person Singular und des Duzens entsteht ein enger Dialog, in den der Leser hineingezogen wird.
Insgesamt liest sich „Telefonischer Ferngruß“ als eine warme und aufrichtige Liebeserklärung über die Distanz hinweg, eine Art Zwiegespräch, dass die emotionalen Grenzen der damaligen Telefonkommunikation aufzeigt. Es ist ein anschauliches Beispiel für Ringelnatz' Fähigkeit, persönliche Beziehungen und Emotionen auch unter den Bedingungen der modernen Kommunikation auszudrücken.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Telefonischer Ferngruß“. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Im Jahr 1934 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 68 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Telefonischer Ferngruß“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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