Taub und blind von Heinrich Kämpchen

Da unten tief in den Schächten und Stollen,
Da brütet es wieder mit dumpfem Grollen,
Da ballen sich wieder die Wetter dicht,
Sie aber achten und merken es nicht –
Und lassen die Löhne nur niederrasseln,
Und lassen die Strafen nur niederprasseln,
Und nullen die Wagen, die Bergmannsfleiß
Zu Tage gefördert mit Bergmannsschweiß. –
Sie hören nicht, was schon so mancher hört,
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Sie sehen nicht, was schon so mancher sieht,
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Der schnöde Golddurst hat sie betört,
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Das tolle Hasten nach Mehrprofit. –
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Und wenn der Riese sich wieder reckt,
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Zu Ende geht auch die Knechtsgeduld –
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Und wenn er wieder die Zähne bleckt,
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Sie tragen einzig allein die Schuld. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Taub und blind“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das zu interpretierende Gedicht stammt von Heinrich Kämpchen, einem deutschen Schriftsteller, der von 1847 bis 1912 lebte. Kämpchen schrieb dieses Gedicht vermutlich im Kontext der industriellen Revolution und der damit einhergehenden sozialen Veränderungen in Deutschland, vermutlich irgendwann Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts.

Beim ersten Lesen fallen der düstere Ton und der kritische Blick auf die Gesellschaft auf. Das Gedicht skizziert ein düsteres Bild der Arbeitsbedingungen in Bergwerken und kritisiert die Ausbeutung der Belegschaft durch die Geschäftsführung.

In einfachen Worten beschreibt das Gedicht die Ignoranz und Gier der Bergwerksbetreiber gegenüber der harten Arbeit und der prekären Sicherheitslage der Bergleute. Es weist darauf hin, dass trotz der offensichtlichen Gefahren und der schlechten Bezahlung keine Rücksicht auf das Wohl der Arbeitnehmer genommen wird. Die Betreiber sind in ihrer Profitgier „taub und blind“ für die Bedürfnisse und Beschwerden ihrer Arbeitnehmer.

Formal besteht das Gedicht aus einer Strophe mit 16 Versen ohne festen Reim. Die Sprache ist schlicht und direkt, ohne reiche Metaphorik oder komplexe Bilder. Stattdessen verwendet Kämpchen klare, direkte Aussagen, die die Härte und Brutalität der beschriebenen Situation deutlich machen. Der wiederholte Gebrauch der Ausdrücke „taub“ und „blind“ durch das lyrische Ich verdeutlicht die Ignoranz und Gleichgültigkeit der Arbeitgeber gegenüber ihren Arbeitnehmern.

Insgesamt handelt es sich bei „Taub und blind“ um ein sozialkritisches Gedicht, das die prekären Arbeitsbedingungen in den Bergwerken während der industriellen Revolution anprangert und die Ausbeutung der Arbeiter durch ihre Arbeitgeber kritisiert.

Weitere Informationen

Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Taub und blind“. Der Autor Heinrich Kämpchen wurde 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Der Erscheinungsort ist Bochum. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 105 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 16 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Am Rhein“, „Am Weinfelder Maar“ und „Am goldenen Sonntag“. Zum Autor des Gedichtes „Taub und blind“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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