Tafellied von Carl Streckfuß
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Hört die überweisen Dummen, |
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Wie sie maulen, wie sie brummen: |
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Holdes Lied sey hohler Klang. |
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Dafür wird die Langeweile |
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Dem unsel’gen Volk zu Theile, |
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Mit Gesichtern ellenlang. |
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Hört die überdummen Weisen |
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Feines Spintisiren preisen, |
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Schmähn auf Lieb’ und Sang und Wein. |
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Seht dann auch der armen Wichter |
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Krause klägliche Gesichter |
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Voll von Gall’ und Gift und Pein! |
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Wie, die ziemlich klugen Thoren |
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So die Lust zur Braut erkoren, |
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Bei Gesang und Kuß und Schmaus, |
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Wir befinden uns recht leidlich, |
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Lachen auch mitunter weidlich |
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Dummes Volk und weises aus. |
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Und da uns dies arge Treiben |
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Wohl bekommt, so mag’s verbleiben, |
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Bei Gesang und Kuß und Wein; |
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Wird dabei der Leib nicht mager, |
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Nicht die Seele dünn und hager, |
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Wird’s wohl so das Rechte seyn. |
Details zum Gedicht „Tafellied“
Carl Streckfuß
4
24
126
1823
Klassik,
Romantik,
Biedermeier
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Tafellied“ ist eine Dichtung von Carl Streckfuß, einem deutschen Dichter aus der Zeit der Romantik und der Biedermeier-Epoche des 19. Jahrhunderts. Streckfuß war von 1778 bis 1844 aktiv und verarbeite in seinem Schaffen oft Alltagsthemen, wie sie auch im gewählten Werk „Tafellied“ zu finden sind.
Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht humorvoll und umgänglich, es thematisiert scheinbar einfache Aspekte des Lebens, beinhaltet aber durchaus eine kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft seiner Zeit. Im Grunde geht es in dem Gedicht um die unterschiedlichen menschlichen Reaktionen auf das Leben, wie sie in Gesellschaft auftreten können, und es werden verschiedene Haltungen und Verhaltensweisen ironisch beleuchtet.
In den ersten beiden Strophen richtet das lyrische Ich sein Augenmerk auf die sogenannten „überweisen Dummen“ und „überdummen Weisen“, die sich in hohler Gelehrsamkeit oder übertriebener Raffinesse verlieren und dabei Leichtigkeit und Freude vermissen lassen. Ihr Gesichtsausdruck ist lang und unglücklich, voller Bitterkeit und Leid. Im Kontrast dazu stehen diejenigen in den folgenden Strophen, die das Lied, den Kuss, den Wein und die Lust genießen und sich dabei nicht nur wohl fühlen, sondern auch offen über das „dumme“ und „weise“ Volk lachen. Das lyrische Ich zeigt hier keine Angst vor Kritik und lebt scheinbar nach der Devise, dass das Glück im Hier und Jetzt liegt.
Form und Sprache des Gedichts sind typisch für die Romantik und lassen Streckfuß‘ Talent für Wortspiel und Ironie hervortreten. Die Verse sind im sechshebigen Jambus und Kreuzreim gehalten und ihre Struktur ändert sich nicht, was eine gewisse Straffheit und Formstrenge erzeugt. Dennoch fließt die Sprache leicht und ist voller lebendiger Bilder.
Zusammenfassend könnte man sagen, dass das „Tafellied“ von Carl Streckfuß eine fröhliche, aber gleichzeitig auch kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Lebenseinstellungen seiner Zeit ist. Es lädt dazu ein, das Leben mit Freude und Genuss anzunehmen und sich nicht in übertriebene Gelehrsamkeit oder falschen Stolz zu verlieren.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Tafellied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Carl Streckfuß. Streckfuß wurde im Jahr 1778 in Gera geboren. 1823 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Halle. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik, Romantik oder Biedermeier kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 126 Worte. Carl Streckfuß ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Gastmahl des Theoderich“, „Das Geständniß“ und „Das Leben, ein Räthsel“. Zum Autor des Gedichtes „Tafellied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 50 Gedichte vor.
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Zum Autor Carl Streckfuß sind auf abi-pur.de 50 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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