Stuttgarts Wein- und Bäckerstübchen von Joachim Ringelnatz
1 |
Vor dem heißen Ofen balgen |
2 |
Katzen sich. Wie dumme Jungen. |
3 |
Auf dem Tisch an kleinem Galgen |
4 |
Hängen Brezel, schön geschwungen. |
|
|
5 |
Würdebärte schlürfen kräftig |
6 |
Wichtig diskutierte Weine. – |
7 |
Links im Laden bückt die kleine |
8 |
Bäckerstochter sich geschäftig. |
|
|
9 |
Zinn blitzt von der Holz-Fassade. |
10 |
Zeichnungen an allen Wänden, |
11 |
(Stumm, mit mehlbestaubten Händen |
12 |
Rückt der Wirt die schiefen gerade.) |
|
|
13 |
Setzte mich so ganz bescheiden hin |
14 |
Und vergaß auch nicht, sehr laut zu grüßen. |
15 |
Dennoch ließen Blicke mich leicht büßen, |
16 |
Daß ich kein Stuttgarter bin. |
Details zum Gedicht „Stuttgarts Wein- und Bäckerstübchen“
Joachim Ringelnatz
4
16
79
1934
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das vorgelegte Gedicht „Stuttgarts Wein- und Bäckerstübchen“ ist von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Autor und Kabarettist, der von 1883 bis 1934 lebte, wobei sein Schaffen hauptsächlich in die Weimarer Republik fällt. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, seine aktive Schaffenszeit, ist auch der Kontext dieses Gedichts.
Auf den ersten Blick bringt uns das Gedicht in eine gemütliche Szenerie in einer Stuttgarter Wein- und Bäckerstube. Es zeichnet lebendige Bilder des Alltags und übermittelt eine nostalgisch-heimelige Atmosphäre, doch zugleich wird eine kritische Betrachtung der Stuttgarter Gesellschaft durch den Blick des Außenseiters enthüllt.
Das lyrische Ich beschreibt in einfachen Worten eine Alltagsszene in Stuttgart: Vor einem heißen Ofen streiten sich Katzen, Brezeln hängen an einem kleinen Galgen, wichtige Männer mit eindrucksvollen Bärten trinken kraftvoll Wein und diskutieren über diese, während im Hintergrund die Bäckerstochter und der Wirt ihrer Arbeit nachgehen. Als das lyrische Ich sich unter die Stuttgarter mischt, spürt es jedoch klar seine Fremdheit - trotz höflicher Grußformeln wird es misstrauisch beäugt.
Vieles in diesem Gedicht deutet darauf hin, dass das lyrische Ich den Stuttgarter Dialekt und die lokalen Gegebenheiten nicht vollständig versteht oder teilt. Es zeigt eine gewisse Distanz zur lokalen Kultur und sozialen Dynamik, was sich in der Reaktion der Stuttgarter auf seine Anwesenheit widerspiegelt.
Das Gedicht hat eine klare und strukturierte Form mit vier Strophen zu je vier Versen. Es wird kein konkreter Reim- oder Rhythmusmuster befolgt, was die natürliche und alltagsnahe Atmosphäre unterstreicht. Ringelnatz verwendet einfache und prägnante Sprache, die anschauliche Bilder erzeugt und den Alltag lebendig werden lässt.
Insgesamt ist „Stuttgarts Wein- und Bäckerstübchen“ ein detailliertes Porträt einer bestimmten Zeit und eines bestimmten Ortes, dargestellt aus der Sicht eines liebevollen, aber kritischen Beobachters. Es ist sowohl eine Hommage an das lokale Leben und den Alltag, als auch eine Reflektion über kulturelle Unterschiede und Identität.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Stuttgarts Wein- und Bäckerstübchen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1934 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 79 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Stuttgarts Wein- und Bäckerstübchen“ weitere 560 Gedichte vor.
+ Mehr Informationen zum Autor / Gedicht einblenden.
+ Wie analysiere ich ein Gedicht?
Fertige Biographien und Interpretationen, Analysen oder Zusammenfassungen zu Werken des Autors Joachim Ringelnatz
Wir haben in unserem Hausaufgaben- und Referate-Archiv weitere Informationen zu Joachim Ringelnatz und seinem Gedicht „Stuttgarts Wein- und Bäckerstübchen“ zusammengestellt. Diese Dokumente könnten Dich interessieren.
Weitere Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz (Infos zum Autor)
- ...als eine Reihe von guten Tagen
- 7. August 1929
- Abendgebet einer erkälteten Negerin
- Abermals in Zwickau
- Abgesehen von der Profitlüge
- Abglanz
- Abschied von Renée
- Abschiedsworte an Pellka
- Afrikanisches Duell
- Alone
Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
Freie Ausbildungsplätze in Deiner Region
besuche unsere Stellenbörse und finde mit uns Deinen Ausbildungsplatz
erfahre mehr und bewirb Dich direkt