Anstachelung beim Zahnstochern von Joachim Ringelnatz

Ich biete euch Troglodyten die Spitze.
Heraus mit euch! Wer sich in Löcher
Verkrümelt, ist feig. Ich besitze
Der Pfeile genug in meinem Köcher.
 
Mit dem Pfeil, dem Bogen
Durch Gebirg und Tal
Kommt Odysseus gezogen
Und säubert den Augiasstall.
 
Nein, ich schieße euch freche
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Brut nicht. Ich steche!
 
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Ihr mach mich krank
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Mit eurem Gestank.
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Ihr freßt an mir, anstatt
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Mich zu nähren. Ich bin noch nicht satt.
 
15 
Heraus aus dem Loch!
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Ich hülle in Spucke euch
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Und schlucke euch –
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Pieks-quieks – doch.
 
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Oder schnipse euch aufs Geratewohl
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In ein unbekanntes Hilfdirselber. –
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Ach mein Backenzahn ist schrecklich hohl
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Und wird täglich bröckliger und gelber.
 
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Keine Hand vors Gesicht.
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Komm, Zahnstöcherchen,
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Piek die Peiniger
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Aus den Löcherchen!
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Schäme dich nicht,
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Denn du bist ein kluger Reiniger.
 
29 
Immer wacker gespießt!
30 
Wenn auch mal Blut fließt.
31 
Ich bin nicht bang.
 
32 
Gesegnete Mahlzeit beim letzten Gang.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.3 KB)

Details zum Gedicht „Anstachelung beim Zahnstochern“

Anzahl Strophen
9
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
142
Entstehungsjahr
1928
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Anstachelung beim Zahnstochern“ ist Joachim Ringelnatz, ein deutscher Schriftsteller und Kabarettist, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts aktiv war. Die genaue Entstehungszeit des Gedichts kann nicht genau bestimmt werden, es ist aber vermutlich während seiner aktiven Zeit als Schriftsteller entstanden, also irgendwann zwischen 1910 und 1934.

Betrachtet man den ersten Eindruck des Gedichts, so ist es eindeutig humorvoll und spielerisch, aber dennoch scharf und pointiert. Das Thema, Zahnhygiene und die Benutzung von Zahnstochern, ist ungewöhnlich und fast komisch, gleichzeitig wird es aber ernsthaft und mit einer Art kämpferischer Entschlossenheit behandelt.

Inhaltlich befasst sich das lyrische Ich mit der Bekämpfung von Essensresten oder Verunreinigungen zwischen den Zähnen. Es spricht die „Troglodyten“ an, ein Wort, das normalerweise für prähistorische Höhlenbewohner steht, hier jedoch als Metapher für die unerwünschten Eindringlinge im Mundraum verwendet wird. Das lyrische Ich zeigt Entschlossenheit und Mut, der Herausforderung der Mundhygiene zu begegnen und seine „Feinde“ mit Zahnstochern zu bekämpfen.

Die Sprache und Form des Gedichts sind geprägt von Ringelnatz's typisch launischem, humorvollem Stil. Das Gedicht hat eine klar strukturierte Strophenform mit meist vier Versen pro Strophe. Immer wieder werden humorvolle, spielerische Wendungen und Reime verwendet, gleichzeitig bleibt die Sprache jedoch klar und präzise. Metaphern und Anspielungen, wie der Vergleich des lyrischen Ichs mit Odysseus in der zweiten Strophe oder der Bezug auf den „Augiasstall“, eine Geschichte aus der griechischen Mythologie, geben dem Gedicht eine gewisse literarische Tiefe und Mehrschichtigkeit.

Zusammenfassend handelt es sich bei „Anstachelung beim Zahnstochern“ um ein humorvolles, aber dennoch ernsthaftes Gedicht, das sich auf ungewöhnliche und kreative Weise mit dem Thema Zahnhygiene auseinandersetzt. Die Sprache und Form sind typisch für Ringelnatz und reflektieren seinen Stil als Kabarettist und humorvoller Schriftsteller.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Anstachelung beim Zahnstochern“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1928. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 9 Strophen und umfasst dabei 142 Worte. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Zum Autor des Gedichtes „Anstachelung beim Zahnstochern“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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