Streik von Heinrich Kämpchen

Tief unten im Grunde,
Im schwarzen Geklüfte,
Im Reiche der Grüfte,
Da ist es zur Stunde
Unheimlich geschäftig,
Da regt es sich kräftig
Mit starkem Gähren,
Da will gebären
Die grimme Wöchnerin „Bergmannsnot“
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Den Streik, den Riesen, der wieder droht. –
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Vor kurzem noch, ihr habt es gesehn,
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Ließ er die Räder stille stehn. –
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Als er sich reckte in jähem Prall,
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Tot lagen die Werke, die Schächte all’. –
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Da klang kein Hammer im weiten Rund,
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Kein Wagen entstieg dem schwarzen Schlund,
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Da stockte alles mit einem Schlag,
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Da herrschte der lange Feiertag,
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Der grimme Riese schwang sein Schwert
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Und Kirchhofsruhe war eingekehrt. –
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– – – Gibt’s ein Beschwören,
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Und wollt ihr wehren
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Dem wilden Drange,
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So säumt nicht lange
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Und stillt die Not
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Um Fleisch und Brot
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Aus eurem Schatz
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Durch Lohnzusatz –
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Sonst wird das Grollen
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In Schacht und Stollen
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Durch „Nichtgewähren“
32 
Den Streik gebären. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.9 KB)

Details zum Gedicht „Streik“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
32
Anzahl Wörter
142
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Streik“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Dies zeitlich einordnend, fällt diese Ära in die Hochzeit der Industrialisierung in Deutschland im 19. Jahrhundert. Der erste Eindruck des Gedichts ist düster und mit Spannung geladen, wobei der Untergrund als Ort, an dem die Arbeitskraft ausgebeutet wird, sehr präsent ist.

Das lyrische Ich schildert im Gedicht die kraftvollen Regungen, die aus der tiefen Dunkelheit des Bergbauuntergrunds aufsteigen. In diesem düsteren Bild, das von Kämpchen gezeichnet wird, manifestiert sich die 'Bergmannsnot', übertragen also die Notlage der Bergarbeiter, als ein mächtiger Streik, der die Industrieschwingungen zum stillen bringt. Der Streik ist hier personifiziert als ein schrecklicher Riese, der sein Schwert schwingt und eine Art von Feiertag herbeiführt, an dem die Arbeiter nicht schuften müssen. Zum Schluss benutzt der Dichter Imperative, um die Notwendigkeit einer gerechteren Lohnverteilung zu betonen.

In Bezug auf die Form des Gedichts, beachtenswert ist die Anzahl der Verse: insgesamt 32. Das Gedicht ist nicht in traditionelle Strophen unterteilt, was ein zu seiner Botschaft passendes Gefühl von Unruhe und Instabilität erzeugt. Die Sprache des Gedichts ist bildhaft und metaphorisch. Darüber hinaus verwendet Kämpchen das Bild des Streiks als Monster und der Bergmannsnöten als gebärende Frau, um die Dringlichkeit der Situation und die potenzielle Gefahr, die von einem nicht gelösten Konflikt ausgeht, zu unterstreichen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das lyrische Ich in Kämpchens „Streik“ die Frustration und das Leid der Bergarbeiter darstellt und deren Bedürfnisse und Forderungen skizziert. Das Gedicht kritisiert die Ungerechtigkeit der Arbeitsbedingungen und ruft dazu auf, diesen durch größere Entlohnung entgegenzuwirken, um einem erneuten Streik vorzubeugen. Es stellt ein kraftvolles Plädoyer für die Rechte der Arbeiterklasse dar und die Gefahr, die Ignoranz dieser Probleme posiert.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Streik“ des Autors Heinrich Kämpchen. Der Autor Heinrich Kämpchen wurde 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit der Zuordnung. Die Auswahl der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und muss daher nicht unbedingt richtig sein. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 142 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Am goldenen Sonntag“, „An Annette von Droste-Hülshoff“ und „An Hertha“. Zum Autor des Gedichtes „Streik“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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