Straßenbahn 23 und 13 von Joachim Ringelnatz

Was nur in Frankfurt sich begibt:
Die Trambahn hielt auf offner Strecke.
Sie sah am Wege eine Schnecke
Und sagte gähnend: „Steigen Sie ein, wenn es Ihnen beliebt.“
Die Schnecke wehrte: „Danke, mir pressiert es.“
Da gab die Bahn ein Abfahrtssignal und noch eins und ein drittes und viertes.
Und wirklich begann sie allmählich weiter zu fahren,
Um noch vor Sonntag die nächste Station zu erreichen.
Dort lagen an dreihundert Leichen,
10 
Lauter Leute, die über dem Warten verhungert waren.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Straßenbahn 23 und 13“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
79
Entstehungsjahr
1927
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Straßenbahn 23 und 13“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst. Ringelnatz ist in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tätig gewesen, genauer gesagt lebte er von 1883 bis 1934. Das Gedicht gehört daher zur Epoche des Expressionismus, allerdings mit humoristischer Note, welche für Ringelnatz typisch war.

Bei dem ersten Lesen des Gedichts erweckt es einen skurrilen und humorigen Eindruck. Es handelt von einer ungewöhnlichen Begegnung einer Straßenbahn mit einer Schnecke und fasst das absurde Ereignis in einen ironischen und humoristischen Ton.

Der Inhalt liegt in der Interaktion zwischen der personifizierten Straßenbahn und der Schnecke. Die Straßenbahn lädt die Schnecke ein, einzusteigen, aber sie lehnt ab, weil sie nicht eilt. Die Straßenbahn gibt mehrere Abfahrtssignale und setzt ihre Fahrt fort, um vor Sonntag die nächste Station zu erreichen. Am Ende des Gedichts wird enthüllt, dass am Bahnhof drei hundert Personen verhungert sind, während sie auf die Straßenbahn gewartet haben.

Durch dieses absurde Geschehen nimmt das lyrische Ich eine Kritik an der langsamen und ineffizienten öffentlichen Verkehrssituation vor, sicherlich übertrieben dargestellt durch die groteske Überlegung, dass Menschen vor Hunger sterben, während sie auf die Straßenbahn warten.

Formal besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe mit zehn Versen. Die meiste Zeit wird in einfacher, umgangssprachlicher Sprache gesprochen. Der Text weist jedoch einige auffällige sprachliche Bilder auf, insbesondere die Personifikation der Straßenbahn und der Schnecke. Durch die humorvolle Darstellung und Überzeichnung wird der Inhalt des Gedichts zugleich verfremdet und hervorgehoben. Dieses Stilistik ist typisch für das Schaffen von Joachim Ringelnatz.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Straßenbahn 23 und 13“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1927. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 79 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abglanz“, „Abschied von Renée“ und „Abschiedsworte an Pellka“. Zum Autor des Gedichtes „Straßenbahn 23 und 13“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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