Stella an den Geliebten von Susanne von Bandemer

Könnt’ ich dein Herz für mich allein gewinnen,
Ich tauschte nicht mit großen Königinnen;
Ich würd’ entzückt den Rest von meinem Leben
Für deine Küße geben.
 
O! fühltest du der Seele banges Schmachten,
Du würdest mehr auf Stella’s Blicke achten,
Und nicht gleich einem Schmetterlinge fliehen,
Wo Rosen für dich blühen.
 
Zwar ist der Reiz von meinen bleichen Wangen,
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Mein Lenz, mein Sommer mehr als halb vergangen,
 
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Doch ist ein Herz mir in der Brust geblieben,
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Um glühend dich zu lieben.
 
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Soll ich um diese Glut für dich erröthen?
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Das sanfte Streben der Natur ertödten?
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Und gleich der Jungfrau in geweihte Mauren
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Nur dulden, schmachten, trauren?
 
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Es sey! – Mein Schicksal scheint mir zu befehlen
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Des Herzens Wünsche sorgsam zu verhehlen;
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Und nur in mitternächtlich bangen Thränen
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Ergieße sich mein Sehnen!
 
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Dich, den ich liebe, ewig zu vermeiden,
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Gebeut die Pflicht mir: ich, bestimmt zum Leiden,
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Gehorche zitternd; will in stummen Klagen
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Den Schmerz der Liebe tragen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (25.9 KB)

Details zum Gedicht „Stella an den Geliebten“

Anzahl Strophen
7
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
157
Entstehungsjahr
1802
Epoche
Klassik,
Romantik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Stella an den Geliebten“ wurde von Susanne von Bandemer verfasst, eine deutschsprachige Schriftstellerin, die von 1751 bis 1828 lebte. Sie war eine wichtige Vertreterin der Literaturepoche des Sturm und Drang und der beginnenden Romantik, die sich durch viele thematische Merkmale auszeichnet, darunter starke Emotionen, persönliches Leiden und die Darstellung der Kontraste zwischen Personen und der Gesellschaft.

Beim ersten Eindruck wirkt das Gedicht bewegend und melancholisch, da es die komplexe und schmerzvolle Erfahrung von unerwiderter oder verbotener Liebe darstellt. Das lyrische Ich spricht offen von seiner tiefen Sehnsucht und seinem Gefühl, geliebt, aber verlassen zu werden.

Der Inhalt des Gedichtes handelt von einer unerfüllten Liebe, ausgedrückt durch das lyrische Ich, vermutlich Stella. Sie äußert den starken Wunsch, das Herz ihres Geliebten für sich allein zu gewinnen. Sie betont, wie sehr sie ihn liebt und dass sie bereit wäre, ihr gesamtes restliches Leben für seine Küsse zu geben. Trotz ihrer tiefen Liebe fühlt sie sich jedoch nicht von ihrem Geliebten erwidert oder wahrgenommen. Stella fühlt sich älter und von Jugend und Schönheit entleert, sie empfindet tiefe Traurigkeit und Melancholie. Schlussendlich entschließt sie sich, ihr Leiden still zu ertragen.

Eines der zentralen Themen des Gedichts ist somit die unerwiderte Liebe. Stella leidet unter der Tatsache, dass sie den Mann, den sie liebt, nicht für sich gewinnen kann. Mit dem Bild des Schmetterlings, der weiterfliegt, obwohl für ihn Rosen blühen, spielt Bandemer mit der Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung.

Über das gesamte Gedicht hinweg wird eine traditionelle Strophenform mit vier Versen beobachtet, allerdings wechseln sich in der dritten und vierten Strophe nur zwei Verse ab. Solch ein Wechsel kann eine Veränderung reflektieren, in diesem Fall vielleicht die Abnahme des Selbstwertgefühls von Stella. Die Sprache ist formal, melodisch und von Quatrains (Vierzeilern) geprägt. Gleichzeitig wird eine starke emotionale Intensität durch den Einsatz von Verben wie „schmachten“, „fliehen“, „erröthen“ und „trauren“ erzeugt.

Weitere Informationen

Susanne von Bandemer ist die Autorin des Gedichtes „Stella an den Geliebten“. Bandemer wurde im Jahr 1751 in Berlin geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1802 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Klassik oder Romantik kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten der Autorin vorgenommen werden. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das vorliegende Gedicht umfasst 157 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für das Gedicht „Am Sarkophage der Frau Anne Luise Karschinn, geborne Dürbach“, „An * * * bey der Übersendung einer Haarlocke“ und „An Elise Reichsgräfin zu S * * * L * * *“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „Stella an den Geliebten“ weitere 86 Gedichte vor.

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