Starensang von Heinrich Kämpchen

Was plauderst du, mein lieber Star,
Vom Birnbaumast denn immerdar? –
Du wiegst den Kopf, dein Schnabel knackt,
Und mit den Flügeln schlägst du Takt. –
Erzählst du mir vom Sommerland,
Vom Dattelbaum, vom Wüstensand? –
Sahst du des Niles trübe Flut? –
Hast du am Ganges ausgeruht? –
Nun kann dein Plaudern ich versteh’n,
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Du sprichst von dem, was du geseh’n,
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(Die kleine Schwinge trug dich weit)
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Von Wanderlust und Wanderleid. –
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Aus Nordlands Nebeln dumpf und dicht
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Zog’s dich nach Südland’s Zauberlicht –
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Du sah’st der Palmenhaine Grün,
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Die Myrte und den Lotos blüh’n. –
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Vor deinen Augen hat gelacht
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Der Tropen bunte Farbenpracht,
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Und dennoch trieb dich wieder her
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Die Sehnsucht über Land und Meer. –
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Zum Norden, nach der Stätte traut,
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Wo du so froh dein Nest gebaut,
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Zur Heimat zog’s dich wieder hin,
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Vom schönen Süd, beim Lenzbeginn. –
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Das plauderst du, mein lieber Star,
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Vom Birnbaumast mir immerdar –
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Und wenn dein Schnabel schnarrt und knackt,
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Schlägst mit den Flügeln du den Takt. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Starensang“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
28
Anzahl Wörter
165
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Starensang“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Dies ordnet das Gedicht in die Periode des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts ein.

Bei dem ersten Eindruck, erzeugt das Gedicht einen fröhlich-ausgelassenen Ton. Diese Stimmung resultiert aus der spielerischen Interaktion zwischen dem lyrischen Ich und dem Star auf dem Birnbaumast. Die wechselnde Perspektive zwischen dem lyrischen Ich und dem Star erzeugt eine Reflexion auf Reisen, Heimweh und die Schönheit der Natur.

Das lyrische Ich im Gedicht wendet sich direkt an einen Star und fragt ihn, was er von seinem Birnbaumast aus erzählt. Es vermutet, dass der Star von seiner Reise ins ferne Südland und seiner Rückkehr in die Heimat erzählt. Das lyrische Ich interpretiert den Gesang des Stares als Ausdruck von Wanderlust und Heimweh. Es spricht Themen an wie Fernweh, Abenteuerlust, die Schönheit exotischer Orte, aber auch die Bindung und die Sehnsucht nach der Heimat.

In formaler Hinsicht besteht das Gedicht aus sieben Vierzeilern. Die Versmaß ist ein Jambus, der ein fröhliches, beschwingtes Tempo vorgibt. Der Reim ist durchgehend paarweise (aabb). Die Sprache des Gedichts ist einfach und unverschnörkelt, aber dennoch bildhaft und eindrücklich. Kämpchen schafft es hervorragend, das Bild einer weiten Weltreise und der Sehnsucht nach dem Vertrauten vor dem inneren Auge des Lesers zu entwerfen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Starensang“ die Themen Reise, Fernweh und Heimweh auf eine feinfühlige und gleichzeitig lebendige Weise behandelt. Es regt zum Nachdenken an und übermittelt die universelle Erfahrung von Fortgehen und Zuhause Ankommen. Dennoch bleibt die Botschaft des lyrischen Ichs positiv und bestärkend.

Weitere Informationen

Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Starensang“. Kämpchen wurde im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Der Erscheinungsort ist Bochum. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 28 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 165 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Heinrich Kämpchen sind „Am Weinfelder Maar“, „Am goldenen Sonntag“ und „An Annette von Droste-Hülshoff“. Zum Autor des Gedichtes „Starensang“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.

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