Stammtischworte von Joachim Ringelnatz
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Wenn ein Schiffbruch dich ins nasse Element |
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Setzte. Wenn, wie es der Seemann nennt, |
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Kälberköpfe auf dem Meere zischen, |
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Und ein Rettungboot sich dir näherwürgt, |
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Ja, dann ist noch lange nicht verbürgt, |
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Ob sie dich erwischen. |
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Wenn du eine Blase wie ein Hai, |
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Eine Nase wie ein Papagei |
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Oder Flossen an den Ohren hättest, |
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Fragt es dennoch sich, |
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Ob du dich |
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Rettest. – – – |
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Meinetwegen lasse dir dein Leben |
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Hoch versichern und dir Vorschuß geben. |
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Wollen sehen, wie der Hase läuft. |
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Doch wär’ der erste, der sich freute, |
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Wenn dein Erbe, wenn du heute |
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Fern auf See ertränkest, morgen auch ersäufst. – – – |
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Manchmal spart Ertrinken das Begraben. – |
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Wärst du nicht schon gar so alt und mürbe, |
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Wünsche ich mir, daß ich vor dir stürbe. |
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Jetzt will ich noch einen Whisky haben. |
Details zum Gedicht „Stammtischworte“
Joachim Ringelnatz
5
22
128
1928
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Stammtischworte“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem bekannten deutschen Schriftsteller und Kabarettisten aus der Weimarer Republik, geschrieben. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, das bedeutet, das Gedicht stammt vermutlich aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Der erste Eindruck des Gedichtes zeigt einen recht düsteren, teils zynischen Ton, der für Ringelnatz typisch ist. Es handelt sich um ein Gedicht, das sich auf eine Unterhaltung in einer urigen Kneipe, einem Stammtisch, bezieht und wie der Titel schon verrät, sind die Worte stark, ehrlich und manchmal brutal.
Der Inhalt des Gedichtes wirft ein sarkastisches Licht auf den Tod und das Leben, wobei es insbesondere auf maritime Katastrophen Bezug nimmt. Es wird eine Reihe von Umständen durchgespielt, in denen das Überleben trotz rettender Maßnahmen alles andere als sicher ist. Das lyrische Ich teilt seine düstere Sicht auf Leben, Tod und Nachleben auf eine trocken-humorvolle Weise. Es scheint fast, als ob das lyrische Ich seinen Gesprächspartner auffordert, das Leben weniger ernst zu nehmen und die Unvermeidlichkeit des Todes zu akzeptieren.
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen mit unterschiedlichen Verszahlen und folgt keiner bestimmten Reimform. Die Sprache ist direkt und bildhaft, mit starken und provozierenden Bildern, wie „Kälberköpfe auf dem Meere zischen“. Es wird eine Art trockener Humor verwendet, der typisch für Ringelnatz ist. Es gibt auch eine beiläufige Erwähnung von Whisky, der als Symbol für die Rohheit und Direktheit der Stammtischgespräche dient. Um seine Botschaft zu übermitteln, benutzt Ringelnatz eine Sprache, die sowohl scharf als auch spielerisch ist, was auf eine tiefe Vertrautheit mit der gesprochenen Sprache hinweist.
Weitere Informationen
Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Stammtischworte“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1928 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 22 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 128 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Stammtischworte“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.
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Zum Autor Joachim Ringelnatz sind auf abi-pur.de 560 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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