Stadtufer von Stefan George

Wer kann dies wirrsal sehn mit andren sinnen –
Getrab der vielen räder füsse hufe –
Als jener Kaiser der zehntausend spinnen
Zusammen bringen liess in einer kufe ...
 
Doch einer hob sich ab von diesem wimmeln
Der blossen haupts nah am geländer ragte ·
Der schauend nach den einzig wahren himmeln
Mit bleicher hand die geister rief und jagte.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Stadtufer“

Anzahl Strophen
2
Anzahl Verse
8
Anzahl Wörter
56
Entstehungsjahr
1922
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Stadtufer“ wurde von Stefan George verfasst, einem bekannten deutschen Dichter des Symbolismus, der von 1868 bis 1933 lebte. Es lässt sich zeitlich in das späte 19. oder frühe 20. Jahrhundert einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht getrieben und hektisch, jedoch mit einem untergründigen Gefühl der Ohnmacht und vielleicht sogar des Alleinseins.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht beobachtet die hektische Aktivität in der Stadt und stellt dazu eine Verbindung mit dem „Kaiser von zehntausend Spinnen“ her, der diese Aktivität zentralisiert. Diese Vielfalt und Geschäftigkeit wirken auf das lyrische Ich abschreckend und verwirrend.

Einen Unterschied macht jedoch eine einzelne Person („Doch einer hob sich ab von diesem wimmeln“), die sich von der Masse abhebt und ihre Aufmerksamkeit den „einzig wahren Himmeln“ zuwendet. Die blasse Hand dieser Person, die „die Geister ruft und jagt“, deutet vermutlich auf eine spirituelle oder kreative Suche oder vielleicht auf den Wunsch nach einem tieferen Verständnis der Welt hin.

Formal besteht das Gedicht aus zwei konventionellen vierzeiligen Strophen ohne festes Reimschema. Die Sprache ist relativ einfach und klar, wobei George mit interessanten Metaphern wie dem „Kaiser der zehntausend Spinnen“ und der „blassen Hand“ spielt, die „Geister ruft und jagt“. Was das rhythmische Schema betrifft, so gibt es kein regelmäßiges, das vorhandene wirkt eher frei. Das verleiht dem Gedicht ein Gefühl der Unruhe und Spontaneität.

Die verwendeten Metaphern und Symbolsprache sind kennzeichnend für den Symbolismus, einer literarischen Strömung, die stark auf das Unterbewusste und die inneren Empfindungen setzt. Sie wird benutzt, um den Stadtlärm, die Hektik und die Entfremdung zu veranschaulichen, denen das lyrische Ich ausgesetzt ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Stefan George in „Stadtufer“ die entfremdende Wirkung der modernen Stadt darstellt und den Wunsch nach spiritueller und kreativer Suche hervorhebt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Stadtufer“ ist Stefan George. George wurde im Jahr 1868 in Büdesheim bei Bingen am Rhein geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1922 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Der Schriftsteller George ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 8 Versen mit insgesamt 2 Strophen und umfasst dabei 56 Worte. Stefan George ist auch der Autor für Gedichte wie „Das Wort“, „Das Zeitgedicht“ und „Entrückung“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Stadtufer“ weitere 52 Gedichte vor.

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