Spinoza von Friedrich Schiller

Hier ligt ein Eichbaum umgerissen,
Sein Wipfel thät die Wolken küssen,
Er ligt am Grund – warum?
Die Bauren hatten, hör ich reden,
Sein schönes Holz zum Bau’n vonnöthen,
Und rissen ihn deßwegen um.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Spinoza“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
6
Anzahl Wörter
34
Entstehungsjahr
1782
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Spinoza“ wurde von Friedrich Schiller verfasst, einem der bedeutendsten deutschen Dichter und Dramatiker, der im 18. Jahrhundert lebte und zur Weimarer Klassik zählt. Ohne den genaueren Entstehungszeitraum zu kennen, lässt sich das Gedicht grob in das späte 18. oder frühe 19. Jahrhundert datieren.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es in einer sehr klaren, nüchternen Sprache verfasst ist. Die präzisen Beschreibungen erzeugen eine starke Visualität, die das Geschehen für den Leser greifbar machen.

Inhaltlich geht es um einen großen Eichbaum, der gefällt wurde, weil sein Holz für den Bau benötigt wurde. Das lyrische Ich stellt die Frage, warum der Baum gefällt wurde und erhält die Antwort, dass sein Holz benötigt wurde. Dabei scheint ein kritischer Ton durch, als ob das lyrische Ich die Notwendigkeit oder Richtigkeit dieser Entscheidung in Frage stellt. Es könnte daher eine Kritik an der unbedachten Nutzung der Naturressourcen durch den Menschen sein, ein Thema, das auch heute noch hochaktuell ist.

Formal handelt es sich um ein sechszeiliges Gedicht, das in aabbcc gereimt ist. Diese strenge dichterische Form steht im Kontrast zu der nüchternen, beinahe prosaischen Sprache, in der das Gedicht verfasst ist. Dieser Kontrast könnte dazu dienen, den kritischen Unterton des Gedichts zu betonen.

Sprachlich ist das Gedicht durch eine sehr klare, bildreiche Sprache gekennzeichnet. Die Verwendung des Konjunktivs in „thät“ und „hör ich reden“ verleiht dem Gedicht eine gewisse Distanz und unterstreicht die Rolle des lyrischen Ichs als Beobachter. Außerdem weist die sprachliche Gestaltung auf den historischen Kontext hin, in dem das Gedicht verfasst wurde: Die Formulierungen und die Rechtschreibung (z.B. „ligt“ statt „liegt“) sind typisch für die Sprache des 18. und 19. Jahrhunderts.

Zum Schluss lässt sich sagen, dass das Gedicht „Spinoza“ von Friedrich Schiller auf den ersten Blick eine einfache Erzählung über einen gefällten Baum darstellt, bei genauerem Hinsehen jedoch eine tiefergehende Aussage über den Umgang des Menschen mit der Natur trifft. Schillers meisterhafte Verwendung von sprachlichen und formalen Mitteln macht das Gedicht zu einem beeindruckenden Werk der deutschen Dichtkunst.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Spinoza“ des Autors Friedrich Schiller. Geboren wurde Schiller im Jahr 1759 in Marbach am Neckar, Württemberg. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1782. Erschienen ist der Text in Stuttgart. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zu. Bei dem Schriftsteller Schiller handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Die Epoche des Sturm und Drang reicht zeitlich etwa von 1765 bis 1790. Sie ist eine Strömung innerhalb der Aufklärung (1720–1790) und überschneidet sich teilweise mit der Epoche der Empfindsamkeit (1740–1790) und ihren Merkmalen. Häufig wird die Epoche des Sturm und Drang auch als Genieperiode oder Geniezeit bezeichnet. Die Klassik knüpft an die Literaturepoche des Sturm und Drang an. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts dominierte der Geist der Aufklärung das literarische und philosophische Denken im deutschen Sprachraum. Der Sturm und Drang „stürmte“ und „drängte“ als Protest- und Jugendbewegung gegen die aufklärerischen Ideale. Ein wesentliches Merkmal des Sturm und Drang ist somit ein Auflehnen gegen die Epoche der Aufklärung. Die Vertreter der Epoche des Sturm und Drang waren häufig Autoren im jungen Alter, die sich gegen die vorherrschende Strömung der Aufklärung wandten. Die Autoren versuchten in den Dichtungen eine geeignete Sprache zu finden, um die persönlichen Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Die Nachahmung und Idealisierung von Schriftstellern aus vergangenen Epochen wie dem Barock wurde abgelehnt. Die traditionellen Werke wurden dennoch geschätzt und dienten als Inspiration. Es wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Literaturepoche der Weimarer Klassik dauerte von 1786 bis 1832 an. Bedeutende Vertreter dieser Epoche waren Goethe und Schiller. Die zeitliche Abgrenzung orientiert sich dabei an dem Schaffen Goethes. So wird dessen erste Italienreise im Jahr 1786 als Beginn der deutschen Klassik angesehen, die dann mit seinem Tod im Jahr 1832 ihr Ende nahm. Sowohl Klassik als auch Weimarer Klassik sind häufig verwendete Bezeichnungen für die Literaturepoche. In Anlehnung an das antike Kunstideal wurde in der Weimarer Klassik nach Vollkommenheit, Harmonie, Humanität und der Übereinstimmung von Inhalt und Form gesucht. In der Lyrik haben die Autoren auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. So war beispielsweise die streng an formale Kriterien gebundene Ode besonders beliebt. Darüber hinaus verwendeten die Autoren jener Zeit eine pathetische, gehobene Sprache. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Weimarer Klassik betrachtet werden. Aber nur Goethe und Schiller motivierten und inspirierten einander durch eine intensive Zusammenarbeit und wechselseitige Kritik.

Das Gedicht besteht aus 6 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 34 Worte. Der Dichter Friedrich Schiller ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Gesetzgeber“, „An die Parzen“ und „An die Sonne“. Zum Autor des Gedichtes „Spinoza“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 220 Gedichte vor.

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