Spielen Kinder doch ... von Joachim Ringelnatz

Sahst du in der Bahn auf Reisen:
Fährt dein Spiegelbild daneben
Draußen heil durch Fels und Eisen?
Was ist Schein und was ist Leben?
 
Wirrgespräch von Schizophrenen –?
Und der Wirrsinn deiner Träume –?
Warum suchen wir, ersehnen
Unterschiede, Zwischenräume?
 
Nach dem Nichts, dem Garnichts schielen
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Alle, Freude, Gleichmut, Trauer.
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Aus dem Garnichts lockt ein Schauer
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So und so mit fremden Spielen.
 
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Manchmal, zwischen trocknen Zeilen
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Barmt es, winkt es oder lacht es. –
 
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Spielen Kinder doch zuweilen
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Wundersames Selbsterdachtes.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „Spielen Kinder doch ...“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
77
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Spielen Kinder doch ...“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert lebte. Sein Werk ist aus der Epoche der Moderne einzuordnen.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht eher rätselhaft und spiegelt einen inneren Konflikt wider. Es enthält viele Fragen und Verweise auf das Unsichtbare und Nicht-Greifbare, was auf den tieferen philosophischen Kontext des Gedichts hindeutet.

Inhaltlich stellt das lyrische Ich zunächst eine Reflexion über das Ich und das Leben dar - es hinterfragt, was real ist und was Illusion, indem es das Spiegelbild in einer Bahn als Metapher benutzt. In der zweiten Strophe stellt das Ich die Frage nach Sinn und Unsinn, insbesondere in Bezug auf Träume und Zielsetzungen des Menschen. In der dritten Strophe wird auf den menschlichen Drang, ins Nichts zu schauen, hingewiesen, und trotzdem lockt das Unbekannte immer wieder mit fremden „Spielen“. Die letzten beiden Strophen weisen nicht nur auf die Künstlichkeit und Kreativität des Dichtens hin, sondern auch auf das kindliche Spiel, das als Analogie zum Dichten verstanden werden kann: Es ist eigenwillig, selbstgemacht und oft überraschend.

In Bezug auf die Form besteht das Gedicht aus fünf Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl. Während die ersten drei Strophen jeweils vier Verse aufweisen, bestehen die letzten beiden Strophen nur aus zwei Versen. Es folgt kein strenges Reimschema, stattdessen verleiht Ringelnatz dem Gedicht durch den Einsatz von Enjambements und Gedankenstrichen einen freien und flüssigen Rhythmus.

Die Sprache des Gedichts ist geprägt von bildhaften Metaphern und symbolhaften Formulierungen, die auf die philosophischen Überlegungen des lyrischen Ichs hinweisen: z.B. „Draußen heil durch Fels und Eisen“, „der Wirrsinn deiner Träume“ oder „lockt ein Schauer“. Ringelnatz bedient sich einer Alltagssprache, die er jedoch immer wieder durch ungewöhnliche Wendungen und Neuschöpfungen aufbricht und damit ebenfalls das teils paradoxe Verhältnis zwischen Schein und Sein zum Ausdruck bringt.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Spielen Kinder doch ...“. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1933 entstanden. Erschienen ist der Text in Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 77 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Spielen Kinder doch ...“ weitere 560 Gedichte vor.

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