Anina von Heinrich Kämpchen

Ungarerde, Ungarerde,
Zuviel Blut hast du getrunken
Schon in all’ den wilden Schlachten,
Die auf dir sind ausgefochten. –
 
Wieder hast du dich gerötet,
Wiederum ist Blut geflossen,
Von acht armen Kohlengräbern,
Die wie Hunde sind erschossen.
 
Nicht durch Bergsturz, nicht durch Wetter
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Mußten diese Armen enden –
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Nein, acht scharfe Büchsenkugeln
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Haben ihnen Tod gesendet. –
 
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Weiberklagen, Kinderjammern
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Hallet nach den jäh Erschoss’nen –
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Um die Gatten, um die Väter
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Gellen wird Verzweiflungsrufen. –
 
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Und auch wir gedenken euer,
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Kameraden, Arbeitsbrüder,
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Die im schönen Ungarlande
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Traf solch’ grauenhaftes Schicksal. –
 
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Wir, die deutschen Bergarbeiter,
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Trauern um euch, Kameraden,
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Euch, den toten und den wunden,
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Weihen wir des Liedes Spende. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Anina“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
105
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Anina“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, der vom 23. Mai 1847 bis zum 06. März 1912 lebte. Dies platziert das Gedicht in den Kontext der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts und der sozialen Bewegungen, die in dieser Zeit stattfanden. Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht traurig und bedrückend.

Inhaltlich dreht sich das Gedicht um die Tragödie von acht Kohlenbauern in Ungarn, die bei einem scheinbar gewalttätigen Konflikt getötet wurden. Der Sprecher des Gedichts, das lyrische Ich, beklagt die Gewalt, die über die Ungarn hereinbricht und zieht stark auf die traurigen Konsequenzen dieser Gewalt: Frauen weinen und Kinder jammern um ihre Männer bzw. Väter. Außerdem bringt er seine Solidarität mit den toten Arbeiterkollegen zum Ausdruck und trägt Trauer um sie.

Aus der Sicht der Form und Sprache ist das Gedicht in sechs vierzeiligen Strophen organisiert, was eine klare und prägnante Struktur bietet. Der Autor verwendet wiederholte Phrasen (wie „Ungarerde, Ungarerde“ und „Wir, die deutschen Bergarbeiter“) und reichhaltige visuelle Bilder (wie „Ungarerde, die zu viel Blut getrunken hat“). Diese Techniken erzeugen ein starkes Gefühl der Intensität und Gefahr. Es gibt auch einen direkten und einfachen Sprachgebrauch, der die ernste und tragische Botschaft des Gedichts unverblümt und kraftvoll vermittelt. Die Sprache ist einfach und unverblümt und gibt den Tod und die Trauer, die das lyrische Ich und seine Gemeinschaft erfahren haben, kraftvoll wieder.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Gedicht „Anina“ ein erschütterndes Zeugnis von Gewalt und Tod ist und gleichzeitig eine starke Botschaft der Solidarität und Trauer unter den Arbeitern vermittelt. Heinrich Kämpchen, der Dichter, hat dieses Ereignis eindrucksvoll festgehalten und uns damit in die entsetzliche Realität einer spezifischen Gruppe von Arbeitern im 19. Jahrhundert geführt.

Weitere Informationen

Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Anina“. Geboren wurde Kämpchen im Jahr 1847 in Altendorf an der Ruhr. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Bochum. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das 105 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 6 Strophen. Der Dichter Heinrich Kämpchen ist auch der Autor für Gedichte wie „Abendläuten“, „Altendorf“ und „Am Gemündener Maar“. Zum Autor des Gedichtes „Anina“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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