Sommerschwüle von Rudolf Lavant
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Es bauen rings sich Tag für Tag |
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Die Wetter auf mit fernem Grollen, |
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Doch nie und nie ein fester Schlag |
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Und nie ein Donnern aus dem Vollen! |
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Ein Wetterleuchten fort und fort, |
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Am Wolkensaum ein rosig Glühen, |
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Ein Zucken hier, ein Zucken dort, |
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Doch nie ein herzhaft Blitzesprühen! |
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Ein feines Tröpfeln löscht den Staub’ |
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Und spottend ziehn die Wolken weiter. |
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Wir sind aufs neu der Dürre Raub’ |
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Und rings ist alles blau und heiter. |
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Dem Anfang folgt sogleich der Schluß’ |
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Und unsern Fluren fehlt der Segen; |
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Es kommt zu keinem derben Guß, |
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Zu keinem strömend-schweren Regen. |
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So recht ein Abbild unsrer Zeit, |
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Die nichts in Trümmer schlägt und Splitter! |
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Gewitterschwüle weit und breit, |
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Doch nie ein ehrliches Gewitter! |
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Wer solche Zeit ertragen kann |
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Und sich nicht sehnt nach Wetterschlachten, |
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Der ist ein halber, lauer Mann, |
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Den muß ein ganzer Mann verachten. |
Details zum Gedicht „Sommerschwüle“
Rudolf Lavant
3
24
141
nach 1860
Realismus,
Naturalismus,
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Sommerschwüle“ ist vom deutschen Dichter Rudolf Lavant verfasst worden, welcher in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts lebte. Dies gibt Hinweise auf die historisch-kulturelle Einordnung des Gedichtes in die spätromantische bzw. naturalistische Phase der deutschen Literatur.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht sommerlich wirkt, doch erweckt es keine freudigen, sondern eher gedrückte, bedrückende Gefühle. Die Sommerschwüle und das beschriebene Wetter scheinen Metaphern zu sein, die auf eine größere, gesellschaftlichere Unruhe hinweisen.
Inhaltlich geht es in dem Gedicht um das sommerliche Wetter, aber vor allem seine Abwesenheit. Es wird ein Bild einer andauernden Schwüle gezeichnet, in der man langsam die Hoffnung auf einen erfrischenden und reinigenden Gewitterregen aufgibt. In der letzten Strophe wird dann ein Bezug zur gesellschaftlich-politischen Zeit des Autors hergestellt: Wie das Wetter, so ist auch die Zeit voller Schwüle und Unruhe, doch ohne den ersehnten Gewitterschlag, der Befreiung und Neuanfang verspricht.
Die Form und Sprache des Gedichts tragen zur Unterstreichung der Hauptthemen bei. Das Gedicht ist in drei gleich lange Strophen eingeteilt und strukturiert, was eine gewisse Stabilität und Ordnung suggeriert, die allerdings durch das beschriebene Wetter und die soziale Unruhe kontrastiert wird. Die klare und deutliche Sprache spricht die LeserInnen direkt an und ermöglicht eine sofortige Identifizierung mit dem Thema.
Insgesamt handelt es sich bei 'Sommerschwüle' um ein Gedicht, das seine Themen auf anschauliche und eindringliche Weise darstellt. Die Verbindung von Natur- und Gesellschaftsbeobachtung sowie die Klage über die unerträgliche Schwüle ist dabei besonders eindrucksvoll. Der sehnliche Wunsch nach einem reinigenden Gewitter, das für einen Neuanfang sorgen könnte, bleibt allerdings unerfüllt – sowohl in der Natur als auch in der Gesellschaft.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sommerschwüle“ des Autors Rudolf Lavant. Im Jahr 1844 wurde Lavant in Leipzig geboren. Das Gedicht ist in der Zeit von 1860 bis 1915 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Realismus, Naturalismus, Moderne, Expressionismus oder Avantgarde / Dadaismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Prüfe bitte vor Verwendung die Angaben zur Epoche auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich Literaturepochen zeitlich überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung häufig mit Fehlern behaftet. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 141 Worte. Der Dichter Rudolf Lavant ist auch der Autor für Gedichte wie „An die Frauen“, „An die alte Raketenkiste“ und „An unsere Feinde“. Zum Autor des Gedichtes „Sommerschwüle“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 96 Gedichte vor.
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- An die alte Raketenkiste
- An unsere Feinde
- An unsere Gegner
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Zum Autor Rudolf Lavant sind auf abi-pur.de 96 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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