So und nicht anders von Theodor Fontane

Die Menschen kümmerten mich nicht viel,
Eigen war mein Weg und Ziel.
 
Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm,
Andre sind reich, ich bin arm.
 
Andre regierten (regieren noch),
Ich stand unten und ging durch’s Joch.
 
Entsagen und lächeln bei Demüthigungen,
Das ist die Kunst, die mir gelungen.
 
Und doch, wär’s in die Wahl mir gegeben,
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Ich führte noch einmal dasselbe Leben.
 
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Und sollt‘ ich noch einmal die Tage beginnen,
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Ich würde denselben Faden spinnen.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „So und nicht anders“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
1895
Epoche
Realismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht mit dem Titel „So und nicht anders“ stammt von dem Dichter Theodor Fontane, einer der bedeutendsten Vertreter des Realismus in der deutschen Literatur, welcher im 19. Jahrhundert lebte.

Auf den ersten Blick zeigt das Gedicht eine deutliche Hinwendung zu einer inneren, individuellen Lebensführung statt sozialer Interaktion oder materiellem Reichtum. Es reflektiert eine solitäre Lebenseinstellung, die sich abwendet von der Masse und den gesellschaftlichen Einflüssen.

Das lyrische Ich in Fontanes Gedicht zeigt eine gleichgültige Haltung gegenüber anderen Menschen („Die Menschen kümmerten mich nicht viel“). Stattdessen betont es die Wichtigkeit seiner eigenen Lebensziele und seines unabhängigen Weges („Eigen war mein Weg und Ziel“). Diese Individualität wird weiter betont, indem das lyrische Ich sich vom Markt und der Masse distanziert („Ich mied den Markt, ich mied den Schwarm“) und dabei eine gewisse Armut akzeptiert. Es scheint unter dem Joch der anderen zu stehen, die herrschen („Andre regierten“).

Trotz dieser demütigenden Bedingungen zeigt das lyrische Ich eine erstaunliche Fähigkeit zur Anpassung und Akzeptanz („Entsagen und lächeln bei Demütigungen“). Es hat gelernt, trotz Widrigkeiten ein Lächeln zu bewahren und eine etwaige Unterlegenheit zu tolerieren. Überraschend und fast paradox erklärt das lyrische Ich dann jedoch, dass er dieses Leben nochmal wählen würde, genau so, wie es ist. Auch wenn es von vorn anfangen könnte, würde es denselben Lebensweg einschlagen („Ich würde denselben Faden spinnen“).

Dieses Gedicht ist in einer einfachen und knappen Sprache ausgedrückt und präzise strukturiert mit sechs Strophen, die jeweils aus zwei Versen bestehen. Die schlichte Form sowie die klare und direkte Wortwahl tragen zur Verständlichkeit der Botschaft und des Tons der Selbstakzeptanz und Beständigkeit des lyrischen Ichs bei. Insbesondere das wiederholte Motiv des „Weggehens“ von der Gesellschaft und die Akzeptanz desselben Weges verstärken Fontanes Auseinandersetzung mit der Rolle des Individuums in der Gesellschaft. Eine sehr persönliche und tiefgehende Reflexion, die die Möglichkeit eines alternativen, individualistischen Lebensweges präsentiert.

Weitere Informationen

Das Gedicht „So und nicht anders“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Theodor Fontane. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. 1895 ist das Gedicht entstanden. In Stuttgart und Berlin ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Realismus zuordnen. Bei dem Schriftsteller Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 78 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „Alles still!“, „Am Jahrestag“ und „An Bettina“. Zum Autor des Gedichtes „So und nicht anders“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.

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