Sinnlichkeit von Paul Boldt

Unter dem Monde liegt des Parks Skelett.
Der Wind schweigt weit. Doch wenn wir Schritte tun,
Beschwatzt der Schnee an deinen Stöckelschuhn
Der winterlichen Sterne Menuett.
 
Und wir entkleiden uns, seufzend vor Lust,
Und leuchten auf; du stehst mit hübschen Hüften
Und hellen Knien im Schnee, dem sehr verblüfften,
Wie eine schöne Bäuerin robust.
 
Wir wittern und die Tiere imitierend
10 
Fliehn wir in den Alleen mit frischen Schrein.
11 
Um deine Flanken steigt der Schnee moussierend.
 
12 
Mein Blut ist fröhlicher als Feuerschein!
13 
So rennen wir exzentrisches Ballett
14 
Zum Pavillon hin durch die Tür ins Bett.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Sinnlichkeit“

Autor
Paul Boldt
Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
94
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sinnlichkeit“ wurde von Paul Boldt, einem dem Expressionismus zugeordneten Dichter, verfasst. Boldt lebte von 1885 bis 1921 und gehört somit zur Epoche des frühen 20. Jahrhunderts.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht unkolventionell und bezaubernd mit einigen verwirrenden Bildern und Assoziationen. Es herrscht eine Mischung aus sinnlich-erotischer Atmosphäre und verspieltem, fast kindlichen Verhalten.

Im Wesentlichen beschreibt das Gedicht einen winterlichen Abendspaziergang durch einen Park, bei dem ein Paar, dargestellt durch das lyrische Ich und eine Frau, sich auszieht, im Schnee spielt und schließlich im Bett landet. Die sinnliche Erfahrung der Kälte scheint dabei zu lustvoller Freude zu werden.

Das lyrische Ich unterstreicht diesen Kontrast aus winterlicher Kälte und erotischer Lust. Durch die Darstellung der Frau als eine „schöne Bäuerin“ wird eine Unmittelbarkeit und Natürlichkeit ausgedrückt. Ihre Schönheit liegt in ihrer simplen Robustheit und bodenständigen Schönheit, was den erotischen Reiz verstärkt. Am Ende kehrt das Paar ekstatisch ins Bett zurück, was sowohl das Ziel des abendlichen Ausflugs als auch den Höhepunkt seiner sinnlichen Erfahrung zu symbolisieren scheint.

Das Gedicht zeichnet sich durch eine einfache und klare Sprache aus. Gleichzeitig verwendet Boldt auffällige Metaphern und Vergleiche, wie das „Skelett des Parks“ und das „winterliche Sternenmenuett“. Dabei verfolgt er keinen strengen Reim- oder Versschema, was seiner Einfachheit und Direktheit der Sprache, die den spontanen und ungezügelten Charakter des Gedichts unterstreicht, entspricht. Das Gedicht klingt gerade wegen der beschwingten Leichtigkeit und der sinnlichen, fast überschwänglichen Bilder sehr rhythmisch und melodisch. Ein markantes Kennzeichen des Expressionismus ist dieser unmittelbare, intensive Ausdruck von Gefühlen und sinnlichen Erfahrungen, und Paul Boldt gelingt dies in diesem Gedicht auf bezaubernde Weise.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sinnlichkeit“ ist Paul Boldt. 1885 wurde Boldt in Christfelde bei Preußisch-Friedland (Westpreußen) geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1914 entstanden. In Leipzig ist der Text erschienen. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das 94 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Weitere Werke des Dichters Paul Boldt sind „Der Denker“, „Der Schnellzug“ und „Der Turmsteiger“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sinnlichkeit“ weitere 49 Gedichte vor.

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