Siegen von Rainer Maria Rilke

Der Tag beginnt sich kaum zu lichten;
»Heut sei im Glauben stark wie nie
und geh mit Gott an deine Pflichten:
Es ist ein Fall von Diphtherie ...«
 
Sie pflegt und küßt den kleinen Kranken,
und doch packt ihn der Tod beim Hals ...
Spät rafft sie auf sich, heimzuwanken,
erfröstelnd in den Schutz des Schals.
 
Als man vorbei beim Kloster gestern
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den Kleinen trug ins Bett von Lehm,
11 
klang aus der ›Kirche von den Schwestern‹
12 
ganz leis ein Totenrequiem ...
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Siegen“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
78
Entstehungsjahr
nach 1891
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Siegen“ stammt vom deutschsprachigen Lyriker Rainer Maria Rilke. Geschrieben in der Spätphase seines Schaffens, ist es Teil der Epoche des Symbolismus am Übergang zum 20. Jahrhundert.

Ein erster Eindruck vermittelt eine dunkle, melancholische Stimmung. Die Verse berichten von einer ernsten Situation: Eine Person ist mit der Pflege eines schwerkranken Kindes betraut, das leider stirbt.

Das lyrische Ich zeichnet das Bild einer mutigen Pflegerin, die trotz der Schwierigkeiten ihrer Aufgabe, niemals ihren Glauben verliert. Sie nimmt die schweren Krankheiten nicht als Niederlage, sondern als Herausforderung wahr, weshalb das Gedicht „Siegen“ genannt wird. Der Tod des Kindes wird metaphorisch dargestellt, indem er „ihn beim Hals packt“. Die traurige Schlussszene, in der das Kind zu Grabe getragen wird, verdeutlicht die Schwere der Aufgabe – dennoch siegt die Pflegerin, indem sie ihre Pflicht getan hat.

In Bezug auf Form und Sprache fällt auf, dass Rilke das Gedicht in drei Strophen mit jeweils vier Versen gliedert. Er verwendet einfache, aber kraftvolle Ausdrücke, um Emotionen und Handlungen zu beschreiben. Die Verse sind häufig frei in Rhythmus und Betonung, was typisch für die Freie Rhythmik ist, die Rilke in vielen seiner Werke verwendet.

Rilkes Sprache ist präzise und bildreich, jedes Wort scheint sorgfältig gewählt. Trotz der dunklen Thematik schafft er es, eine Art Schönheit in der Darstellung zu vermitteln - ein Markenzeichen seiner lyrischen Kunst.

Im Gesamten lässt sich sagen, dass „Siegen“ ein Beispiel für Rilkes Können ist, tiefgehende menschliche Erfahrungen in Poesie zu verwandeln. Das Gedicht thematisiert Tod, Trauer und Pflicht, aber auch Mut und Sieg über die Herausforderungen des Lebens, und lässt damit einen tiefen Eindruck bei den Lesern zurück.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Siegen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Rainer Maria Rilke. Der Autor Rainer Maria Rilke wurde 1875 in Prag geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes liegt zwischen den Jahren 1891 und 1926. Der Erscheinungsort ist Frankfurt am Main. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her der Epoche Moderne zuordnen. Bei dem Schriftsteller Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 12 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 78 Worte. Weitere Werke des Dichters Rainer Maria Rilke sind „Absaloms Abfall“, „Adam“ und „Advent“. Zum Autor des Gedichtes „Siegen“ haben wir auf abi-pur.de weitere 338 Gedichte veröffentlicht.

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