Anders von Heinrich Kämpchen
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Ihr sprecht vom Alter wie von einer Last, |
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Ich aber hab’ es anders aufgefaßt |
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Und muß bei dieser Meinung auch beharren. |
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Bin ich gleich alt, ich fühle mich nicht so, |
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Bin immer jung noch und begeisterungsfroh |
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Und trag’ im Kopf noch manchen Torheitssparren. – |
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Und immer pfleg’ ich noch den Schönheitskult, |
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Wie früher auch – und freue mich der Huld |
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Der Frauen, diesen ewig wunderbaren. – |
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Ist auch mein Haar schon lange schneegebleicht, |
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Vom Altersfrost bin ich noch nicht erreicht, |
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Heiß schlägt mein Herz wie in den Jugendjahren. – |
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So mancher fühlt als Jüngling sich schon alt, |
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Weil er zu früh erlegen der Gewalt |
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Der Liebeslust in ihrem tollsten Drange. – |
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Ich aber hab’ bescheidener gehaust, |
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Und hat mich auch die Leidenschaft umbraust, |
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Nicht wurden welk davon mir Stirn und Wange. – |
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Drum ist das Alter mir auch keine Last, |
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Weil ich es nie als solche aufgefaßt, |
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Weil ich mich jung noch fühle, trotz der Jahre. |
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Und bleiben soll’s so, bis ich wieder geh |
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Zum letzten Schlaf, nach Erdenlust und Weh, |
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Bis daß der Tod mich bettet auf die Bahre. – |
Details zum Gedicht „Anders“
Heinrich Kämpchen
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175
1909
Moderne
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Anders“ wurde von Heinrich Kämpchen geschrieben, einem Autor, der zwischen 1847 und 1912 lebte. Somit kann das Gedicht zeitlich der Epoche des Realismus zugeordnet werden.
Beim ersten Lesen des Gedichts fällt auf, dass es sich um die Reflektionen und Perspektiven des lyrischen Ichs bezüglich des Alterns und des Konzepts des Alters handelt.
Inhaltlich widerspricht das lyrische Ich der gängigen Betrachtungsweise des Alters als eine Last. Es behauptet, sich trotz des Fortschreitens der Jahre jung zu fühlen, sowohl physisch als auch emotional. Es feiert die Schönheit des Lebens, erfreut sich der Aufmerksamkeit der Frauen und fühlt sich ungeachtet des Alters noch stark und lebendig. Das lyrische Ich gibt auch zudem an, dass es sein Altern bewusst angeht, und dass seine jugendliche Leidenschaft und Begeisterung nicht zu einem frühen „Altern“ beigetragen haben. Letztlich fordert das lyrische Ich heraus, dass es bis zu seinem Tod jung und lebhaft bleiben wird.
Formal ist das Gedicht in vier Strophen mit jeweils sechs Versen unterteilt. Das lyrische Ich spricht durchgehend in der Ich-Perspektive, was dem Gedicht einen persönlichen und nachdenklichen Charakter verleiht. Die Sprache ist einfach und direkt, was das Gefühl von Offenheit und Ernsthaftigkeit verstärkt.
Zusammenfassend handelt Kämpchens Gedicht „Anders“ von einer ebenso alternativen als auch positiven Sicht auf das Älterwerden. In einer Gesellschaft, die Jugendlichkeit oft idealisiert, bietet das lyrische Ich eine andere, optimistische und lebensbejahende Perspektive auf das Altern - als Prozess des Lebens, der nicht als Last empfunden werden muss. Dabei spielt der Aspekt der individuellen Einstellung und des eigenen Umgangs mit dem Altern eine bedeutende Rolle.
Weitere Informationen
Heinrich Kämpchen ist der Autor des Gedichtes „Anders“. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1909. Bochum ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Moderne zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das Gedicht besteht aus 24 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 175 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“, „Am Marienbrönnlein“ und „Am Rhein“. Zum Autor des Gedichtes „Anders“ haben wir auf abi-pur.de weitere 165 Gedichte veröffentlicht.
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