Sie saßen und tranken am Theetisch von Heinrich Heine

Sie saßen und tranken am Teetisch

Sie saßen und tranken am Theetisch,
Und sprachen von Liebe viel.
Die Herren, die waren ästhetisch,
Die Damen von zartem Gefühl.
 
Die Liebe muß seyn platonisch,
Der dürre Hofrath sprach.
Die Hofräthin lächelt ironisch,
Und dennoch seufzet sie: Ach!
 
Der Domherr öffnet den Mund weit:
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Die Liebe sey nicht zu roh,
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Sie schadet sonst der Gesundheit.
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Das Fräulein lispelt: wie so?
 
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Die Gräfin spricht wehmüthig:
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Die Liebe ist eine Passion!
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Und präsentiret gütig
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Die Tasse dem Herren Baron.
 
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Am Tische war noch ein Plätzchen;
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Mein Liebchen, da hast du gefehlt.
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Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,
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Von deiner Liebe erzählt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Sie saßen und tranken am Theetisch“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
20
Anzahl Wörter
100
Entstehungsjahr
1822
Epoche
Junges Deutschland & Vormärz

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Heinrich Heine, der im 19. Jahrhundert lebte und arbeitete. Er ist eine wichtige Figur in der deutschen romantischen Bewegung und seine Arbeiten sind bekannt für ihre lyrische Qualität und ihren scharfen Witz.

Beim ersten Lesen hinterlässt das Gedicht einen Eindruck von Geselligkeit und Romantik, gemischt mit einer gewissen Ironie und Humor. Es beschreibt eine Szene am Teetisch, an dem eine Gruppe von Personen sitzt und über die Liebe spricht.

Im Inhalt des Gedichts äußern verschiedene Charaktere, die am Tisch sitzen, ihre Ansichten über die Liebe. Es gibt einen Hofrat, der eine eher philosophische und abstrakte Ansicht fordert, dass die Liebe platonisch sein sollte, während die Hofrätin ironisch lächelt und sich nach echter Liebe sehnt. Der Domherr bringt eine eher pragmatische Sichtweise ein und behauptet, dass zu rohe Liebe der Gesundheit schaden könnte, während das Fräulein die Aussage des Domherren mit kindlicher Unsicherheit hinterfragt. Die Gräfin gibt vor, in großer Leidenschaft verliebt zu sein, bietet aber gleichzeitig den Tee dem Baron an, was darauf hinweisen könnte, dass sie vielmehr von Status und Vermögen angezogen ist. Schließlich drückt das lyrische Ich Bedauern darüber aus, dass sein Geliebtes nicht anwesend ist, um ihre eigene Liebe zu teilen.

Die Form und Sprache des Gedichts folgen einer recht einfachen Struktur, mit vier Versen pro Strophe und einem direkten, konversationsreichen Ton. Heines Wortwahl ist humorvoll und bildlich, und die Zusammenstellung der verschiedenen Charaktere erzeugt eine Art metaphorisches Spiel über die verschiedenen Facetten der Liebe. Die Ironie liegt darin, dass, obwohl sie alle von Liebe sprechen, keiner von ihnen wirklich echte, ungefilterte romantische Liebe zu kennen scheint.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Heines Gedicht eine scharfe und humorvolle Kritik an der Oberflächlichkeit und Künstlichkeit der Gesellschaft seiner Zeit und ihrer Ansichten zur Liebe darstellt. Glatt poliert und scheinbar gepflegt, werden wahre Gefühle absichtlich vermieden oder ungenau dargestellt. Es ist eine treffende Darstellung des Unterschieds zwischen dem Ideal der Liebe und dessen praktischer Umsetzung in einer gesellschaftlich regulierten Welt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Sie saßen und tranken am Theetisch“ ist Heinrich Heine. Der Autor Heinrich Heine wurde 1797 in Düsseldorf geboren. Im Jahr 1822 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Hamburg. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Junges Deutschland & Vormärz zugeordnet werden. Heine ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 100 Wörter. Es baut sich aus 5 Strophen auf und besteht aus 20 Versen. Der Dichter Heinrich Heine ist auch der Autor für Gedichte wie „Abenddämmerung“, „Ach, die Augen sind es wieder“ und „Ach, ich sehne mich nach Thränen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sie saßen und tranken am Theetisch“ weitere 535 Gedichte vor.

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