Shakespeare’s Strumpf von Theodor Fontane
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Hochgesprungen, lautgesungen! |
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Wenn verschimmelt auch und dumpf, |
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Sei’s! wir haben ihn errungen, |
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William Shakespeare’s wollnen Strumpf. |
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Sieg! wir haben jetzt die Strümpfe, |
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Haben jetzt das heil’ge Paar, |
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Drinnen er trotz Moor und Sümpfe |
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Sicher vor Erkältung war. |
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Sieg! wir huld’gen jetzt dem Strumpfe, |
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Der der Strümpfe Shakespear’ ist, |
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Denn er reicht uns bis zum Rumpfe, |
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Weil er fast zwei Ellen mißt. |
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Sieg! wir haben jetzt die Strümpfe, |
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Dran er putzte, wischte, rieb |
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Manchesmal die Federstümpfe, |
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Als er seinen Hamlet schrieb. |
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Drum wer je ein Lied geleiert, |
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Wenn er sich nicht lumpen läßt, |
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Singt Oktaven er, und feiert |
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Unser nächstes Shakespearefest. |
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Unsren Enkeln wird man melden: |
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„Euer Ahn, daß ihr es wisst, |
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War auch Einer von den Helden, |
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Die den Shakespeare-Strumpf geküsst.“ |
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Drum herbei was Arm’ und Beine, |
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Unsrer harret schon Triumph, |
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Und dem Shakespeare-Strumpf-Vereine |
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Helfen so wir auf den Strumpf. |
Details zum Gedicht „Shakespeare’s Strumpf“
Theodor Fontane
7
28
144
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das vorliegende Gedicht mit dem Titel „Shakespeare’s Strumpf“ stammt von dem deutschen Dichter Theodor Fontane, der zwischen 1819 und 1898 lebte. Dies fällt in die Epoche des Realismus, ein literarischer Stil, der realistische Darstellungen des Lebens bevorzugt.
Das Gedicht ist auf den ersten Eindruck etwas ungewöhnlich und scheint humorvoll. Es dreht sich um ein außergewöhnliches Artefakt, Shakespeares Strumpf, der mit großer Euphorie und beinahe spottender Verehrung besungen wird. Die scheinbare Erhabenheit dieses Alltagsgegenstandes wird kontrastiert mit der gewöhnlichen Nutzung, wie etwa zum Putzen von Federkielen.
Das lyrische Ich jubiliert über den Fund und die Besonderheit von Shakespeares Strümpfen. Sie scheinen für ihn einen mythischen oder historischen Wert zu haben, vielleicht sogar als Symbol für die literarische Genialität Shakespeares. Gleichzeitig ist eine ironische Distanz erkennbar, wenn der Strumpf gar für zukünftige Generationen als Heldentat besungen wird.
In Bezug auf die Form sind die sieben Vierzeiler relativ einheitlich gestaltet. Jede Strophe folgt dem Muster ABCB, wobei auch Binnenreime in manchen Versen zu finden sind. Die Sprache ist simpel und leicht verständlich, was die Komik des Gedichts unterstreicht. Der Ton ist überaus fröhlich und ausgelassen.
Insgesamt handelt es sich bei Fontanes Gedicht um eine humorvolle Verherrlichung eines profanen Gegenstandes, der durch seine vermeintliche Verbindung zu Shakespeare einen überzeichneten Kultstatus erhält. Dabei wird auch die Verehrung von Literatur und Autoren auf eine humorvolle Art und Weise hinterfragt und reflektiert. Es könnte sich also um eine satirische Kritik an der übertriebenen Verehrung berühmter Persönlichkeiten und deren persönlichen Gegenständen handeln. Diese Interpretation wird durch die heitere Tonalität und die Ironie des Gedichts verstärkt.
Weitere Informationen
Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Shakespeare’s Strumpf“. Der Autor Theodor Fontane wurde 1819 in Neuruppin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1851. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bei Fontane handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das vorliegende Gedicht umfasst 144 Wörter. Es baut sich aus 7 Strophen auf und besteht aus 28 Versen. Theodor Fontane ist auch der Autor für Gedichte wie „An Marie“, „An meinem Fünfundsiebzigsten“ und „Auf der Treppe von Sanssouci“. Zum Autor des Gedichtes „Shakespeare’s Strumpf“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.
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