Shakespeare an einen deutschen Fürsten von Theodor Fontane
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Du liebst die Kunst, und ziehst ihr friedlich Walten, |
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Ihr Auferbaun dem Lärm der Schlachten vor; |
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Die Schönheit und das Ebenmaaß der Alten, |
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Wie meines Geist’s lebendige Gestalten – |
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Du würdigst sie mit oft erprobtem Ohr. |
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Setz’ ein in alte, wohlverdiente Rechte |
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Die Dichterfürsten der Vergangenheit, |
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Doch zwiefach schaff’ dem heutigen Geschlechte |
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Und seinen Dichtern, Fürst, Gerechtigkeit. |
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Die Kunst ist frei; sie duldet keine Fessel, |
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All’ ihr Gesetz ist Schönheit und Natur; |
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Das Schwert des Zornes und des Witzes Nessel |
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Entreiß ihr nicht, es braut ihr Zauberkessel |
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Am Freiheitsfeuer Zaubertränke nur; |
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Ich suchte mir und fand die Missethäter, |
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Elisabeth, auf Deiner Väter Thron; |
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Wer aber zahlt dem tückischen Verräther, |
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Der Kronen trägt, auch heut noch seinen Lohn? |
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Wohlan denn Fürst, sei Du der Kunst Erretter, |
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Nimm ihr das Joch, darin sie schuldlos litt, |
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Frei sei der Dichter und die Welt der Bretter, |
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Ob immer auch ein throngeborner Vetter |
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Als Richard Gloster auf die Bühne tritt. |
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Du liebst die Kunst; was Licht und Sonnenschimmer |
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Der Blume sind, ist ihr die Fürstengunst, |
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Doch wie die Blume, Fürst, im Erdreich immer, |
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So wurzelt in der Freiheit alle Kunst. |
Details zum Gedicht „Shakespeare an einen deutschen Fürsten“
Theodor Fontane
3
27
185
1851
Realismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Shakespeare an einen deutschen Fürsten“ wurde von Theodor Fontane geschrieben. Fontane war ein deutscher Schriftsteller und Journalist, der vor allem im 19. Jahrhundert tätig war.
Nach der ersten Lektüre des Gedichts hinterlässt es einen Eindruck der Liebe zur Kunst und der Notwendigkeit der Freiheit für deren Existenz. Es fühlt sich an, als appelliere der Autor an jemanden von hoher sozialer Stellung - einen Fürsten -, die Kunst und ihre Freiheit zu würdigen und zu unterstützen.
Inhaltlich scheint sich der Erzähler, dessen Rolle Fontane durch die Worte Shakespeares im Titel des Gedichts übernimmt, direkt an den Fürsten zu wenden und ihn dazu zu ermutigen, die Kunst zu schätzen und zu fördern. Es wird betont, dass die wahre Kunst frei ist und dass sie sich nur unter freien Bedingungen voll entfalten kann. Der Sprecher ruft nach Gerechtigkeit für die Künstler der Gegenwart und fordert den Fürsten auf, ein Verfechter der Kunstfreiheit zu sein.
Die formalen Aspekte des Gedichts zeigen, dass es in drei Strophen zu jeweils neun Versen unterteilt ist. Die Sprache ist geschliffen und poetisch, mit gelegentlichen poetischen Mitteln wie Metaphern („was Licht und Sonnenschimmer / Der Blume sind, ist ihr die Fürstengunst“). Die formelle Struktur und der ernsthafte Ton spiegeln das ernste Thema des Gedichts wider.
Unterm Strich scheint das Gedicht eine tiefe Wertschätzung für die Kunst und die Bedeutung der Freiheit zu reflektieren. Fontane ermahnt den „deutschen Fürsten“ sinnbildlich dazu, die Rolle der Kunst in der Gesellschaft anzuerkennen und die künstlerische Freiheit zu respektieren, so dass die Künstler ihre wahren Potenziale entfalten können.
Weitere Informationen
Theodor Fontane ist der Autor des Gedichtes „Shakespeare an einen deutschen Fürsten“. Im Jahr 1819 wurde Fontane in Neuruppin geboren. Im Jahr 1851 ist das Gedicht entstanden. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Fontane ist ein typischer Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 185 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Theodor Fontane sind „An Bettina“, „An Emilie“ und „An Lischen“. Zum Autor des Gedichtes „Shakespeare an einen deutschen Fürsten“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 214 Gedichte vor.
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