Sehnsucht von Karl Kraus

Es war einmal.
Ich leb’ am Tage vom Gedanken,
nachts von der Qual;
oft träum’ ich nur vom Traum.
Du gehst dahin und bist dir selbst es kaum.
In meinem Wahn jedoch, dem fieberkranken,
sind deine Wesen ohne Zahl.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.4 KB)

Details zum Gedicht „Sehnsucht“

Autor
Karl Kraus
Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
7
Anzahl Wörter
39
Entstehungsjahr
1920
Epoche
Moderne,
Expressionismus,
Avantgarde / Dadaismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts „Sehnsucht“ ist Karl Kraus, ein renommierter Schriftsteller und Satiriker aus Österreich. Er lebte von 1874 bis 1936, somit lässt sich das Werk in die literarische Epoche der Moderne einordnen.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass das Gedicht mit dem märchenhaften Einleitungssatz „Es war einmal“ beginnt. Dieser Satz löst normalerweise romantische Assoziationen aus, allerdings hebt Kraus diese sofort wieder auf, indem er im zweiten Vers von der Belastung des Alltags spricht, die vom lyrischen Ich durch Gedanken getragen wird. Es folgt eine Stimmung von Sehnsucht, fast schon Melancholie.

Inhaltlich geht es im Gedicht um das Sujet der verlorenen oder unerfüllbaren Liebe. Das lyrische Ich leidet unter den intensiven Gedanken und Empfindungen, die es in seiner Wache und auch in seinen nächtlichen Träumen hat. Die geliebte Person scheint in ihrer eigenen Welt zu leben und nimmt die inneren Quälereien des lyrischen Ichs nicht wahr. Der Fokus auf das Thema Sehnsucht wird durch die wiederholten Bezüge auf geistige und körperliche Leiden verstärkt.

Formal lässt sich das Gedicht als freies Gedicht einordnen, da es kein festes Reimschema oder Metrum gibt. Die Sprache ist einfach und direkt, ohne blumige Metaphern oder komplizierte Symbolik. Dennoch gelingt es Kraus auf beeindruckende Weise, eine dichte, emotional aufgeladene Atmosphäre zu erzeugen.

In der Interpretation zeigt sich, dass das lyrische Ich in diesem Gedicht von tiefer Sehnsucht und leidenschaftlicher Hingabe geprägt ist. Die Distanz zur geliebten Person und die unausweichliche Nähe in Gedanken und Träumen verleiht dem Gedicht einen melancholischen, fast tragischen Unterton. Das Thema der unerfüllten Liebe ist ein klassisches Motiv in der Lyrik und wird von Kraus auf eindringliche und berührende Weise umgesetzt.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Sehnsucht“ des Autors Karl Kraus. Geboren wurde Kraus im Jahr 1874 in Jičín (WP), Böhmen. 1920 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne, Expressionismus, Avantgarde / Dadaismus oder Literatur der Weimarer Republik / Neue Sachlichkeit zuordnen. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 7 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 39 Worte. Die Gedichte „Alle Vögel sind schon da“, „Als Bobby starb“ und „An den Schnittlauch“ sind weitere Werke des Autors Karl Kraus. Zum Autor des Gedichtes „Sehnsucht“ haben wir auf abi-pur.de weitere 61 Gedichte veröffentlicht.

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