Sehnen von August Stramm

Die Hände strecken
Starre bebt
Erde wächst an Erde
Dein Nahen fernt
Der Schritt ertrinkt
Das Stehen jagt vorüber
Ein Blick
Hat
Ist!
10 
Wahnnichtig
11 
Icht!
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.5 KB)

Details zum Gedicht „Sehnen“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
11
Anzahl Wörter
25
Entstehungsjahr
1914
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Sehnen“ ist vom Dichter August Stramm verfasst worden, der vom 28. Juli 1874 bis zum 1. September 1915 lebte. Stramm's motivische und sprachliche Vorgehensweise in seinen Werken ordnet ihn dem Expressionismus zu, der etwa von 1910 bis 1920 seine Blütezeit erlebte. Aus der Zeit Stramm’s Schaffens und vor allem wegen seines Todes im Ersten Weltkrieg als Soldat, kann man vermuten, dass dieses Gedicht vor oder während des Krieges verfasst wurde.

Beim ersten Eindruck fällt die fragmentierte und scheinbar nicht direkt zusammenhängende Struktur des Gedichts auf. Es vermittelt eine Art von Verzweiflung und Eile, durchbrochen von plötzlichen Besinnungen und Introspektionen.

Inhaltlich scheint das Gedicht von einer unerfüllten Sehnsucht und einer inneren Distanziertheit zu handeln. Das lyrische Ich streckt die Hände aus, was eine aktive Handlung ist, eine Art Suche oder sogar Betteln darstellt. Es bezeichnet einen Zustand der Unruhe und Anspannung („Starre bebt“). Der Verweis auf „Erde wächst an Erde“ kann als Metapher für Isolation oder Verlust gedeutet werden. Die folgenden Zeilen „Dein Nahen fernt“ zeigen eine weitere Welle der Enttäuschung, vielleicht das Entfernen einer anderen Person oder der eigenen Selbst-Identität. „Der Schritt ertrinkt“, das lyrische Ich scheint hier hilflos zu sein, es bleibt nicht stehen, doch jeder Schritt führt ins Leere.

Im weiteren Verlauf steigert sich die Intensität, Emotionen gewinnen die Oberhand, das lyrische Ich verliert die Kontrolle über sich selbst („Wahnnichtig Icht!“). Der Fokus liegt auf einem 'Blick', der möglicherweise als metaphorischer Mittler zwischen dem individuellen Selbst und der äußeren Welt dient.

In Bezug auf die Gedichtform und Sprache ist „Sehnen“ ein freies Gedicht, das teilweise den sprachlichen und formalen Konventionen des Expressionismus folgt. Sprachlich gesehen ist das Gedicht sehr intensiv und komprimiert. Die Wortwahl ist minimalistisch und die Syntax ist häufig unterbrochen, was ein Gefühl von Dringlichkeit und einem Zustand innerer Zerrissenheit erzeugt. Es fehlen jegliche Reime und das Metrum ist nicht regelmäßig, was den fragmentarischen und zerrissenen Charakter des Gedichts verstärkt.

In der Gesamtschau ist „Sehnen“ ein eindringliches Gedicht, das in seiner Brüchigkeit und emotionalen Intensität die innere Erfahrung von Sehnsucht, Verlust und Entfremdung eindrucksvoll einfängt.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Sehnen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers August Stramm. Im Jahr 1874 wurde Stramm in Münster (Westfalen) geboren. Im Jahr 1914 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das Gedicht besteht aus 11 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 25 Worte. Weitere Werke des Dichters August Stramm sind „Krieg“, „Patrouille“ und „Schlachtfeld“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Sehnen“ keine weiteren Gedichte vor.

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