Segler von Joachim Ringelnatz

Weiße oder braune
Flügel führen schaukelndes Holz
Leise durchs Wasser fort:
Fischer? Lustfahrten nach Laune?
Oder Sport?
 
Aus dem Hafen läßt sich stolz
Ein stattliches Vollschiff leiten,
Um draußen vom Klüver bis zum Besan
Schweres Tuch auszubreiten
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Und selbständig dann durch den Ozean
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Zu gleiten.
 
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Es schwankt eine kleine Stadt im Sturm
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Unterm Befehl vom Kommandoturm. –
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Schaumwirbelnde Wellen springen
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Um ihre Mauern. – Die See wird wild
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Und wieder mild. – Es wechselt das Bild
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Immer neu. –
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Die Matrosen singen
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Und ziehen an Tauen Hand über Hand,
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Und bringen Schätze von Land zu Land.
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Ahoi!
 
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Durchnäßte Kleider. – Vereister Bart. –
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Viel Arbeit und Wache um Wache. –
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Ein harter Beruf in der Segelschiffahrt!
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Doch es ist eine ehrliche Sache,
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Und eine schöne, wenn Meer und Wind
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Den Seglern gnädig sind.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.8 KB)

Details zum Gedicht „Segler“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
27
Anzahl Wörter
126
Entstehungsjahr
1934
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Segler“ wurde von dem deutschen Dichter Joachim Ringelnatz geschrieben, der von 1883 bis 1934 lebte. Ringelnatz gehörte zur Epoche der Weimarer Republik und hatte eine starke Affinität zur See, die sich deutlich in diesem Gedicht zeigt.

Das Gedicht versetzt den Leser direkt in ein maritimes Ambiente. Es sind Szenen aus dem Alltag der Segler, die dabei eine romantische Vorstellung von Freiheit und Abenteuer vermitteln. In der ersten Strophe geht es um Boote auf dem Wasser, der Kontext bleibt aber offen – es könnte um Fischerei, Freizeitvergnügen oder Sport gehen. Die zweite Strophe beschreibt ein stolzes Vollschiff, das den Hafen verlässt, um durch den Ozean zu gleiten. In der dritten Strophe wird das Schiff bildlich als kleine, schwankende Stadt beschrieben, die den Wellen und dem Wind trotzt. Die Matrosen, die singen und an den Seilen ziehen, verleihen dem Gedicht eine Atmosphäre von Gemeinschaft und Zusammenarbeit. Die letzte Strophe vermittelt die Strapazen des Seglerberufes, stellt aber auch seine Schönheit und Ehrbarkeit heraus.

Das lyrische Ich berichtet in diesem Gedicht von der Vielfalt des Lebens auf See und von der abenteuerlichen, aber auch harten Arbeit der Segler. Es zeichnet ein Bild von Kraft, Mut und Entschlossenheit, das aber auch die Zufriedenheit und den Stolz der Segler auf ihre Arbeit und ihren Lebensstil widerspiegelt.

Das Gedicht ist in vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl aufgeteilt. Die Beschreibungen sind konkret und anschaulich und viele Zeilen enthalten direkte Fragen oder Ausrufe, was dem Gedicht einen lebendigen, dialogischen Charakter verleiht. Die Sprache ist klar und unmittelbar, mit auffallend vielen Imperfekten, die auf fortlaufende, wiederholte Handlungen hinweisen. Insgesamt vermittelt das Gedicht durch seine bildhafte Sprache und seine rhythmische Struktur das wechselhafte und bewegte Leben und Arbeiten auf See.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Segler“ des Autors Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1934 zurück. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 126 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 27 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Die Gedichte „Abschiedsworte an Pellka“, „Afrikanisches Duell“ und „Alone“ sind weitere Werke des Autors Joachim Ringelnatz. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Segler“ weitere 560 Gedichte vor.

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