Segelschiffe von Joachim Ringelnatz

Sie haben das mächtige Meer unterm Bauch
Und über sich Wolken und Sterne.
Sie lassen sich fahren vom himmlischen Hauch
Mit Herrenblick in die Ferne.
 
Sie schaukeln kokett in des Schicksals Hand
Wie trunkene Schmetterlinge.
Aber sie tragen von Land zu Land
Fürsorglich wertvolle Dinge.
 
Wie das im Winde liegt und sich wiegt,
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Tauweb überspannt durch die Wogen,
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Da ist eine Kunst, die friedlich siegt
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Und ihr Fleiß ist nicht verlogen.
 
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Es rauscht wie Freiheit. Es riecht wie Welt. —
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Natur gewordene Planken
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Sind Segelschiffe. — Ihr Anblick erhellt
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Und weitet unsre Gedanken.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Segelschiffe“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
91
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das vorliegende Gedicht trägt den Titel „Segelschiffe“ und ist vom deutschen Autor Joachim Ringelnatz, der von 1883 bis 1934 lebte. Somit kann das Gedicht zeitlich in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts eingeordnet werden. Ringelnatz ist bekannt für seine humorvollen und nachdenklichen Gedichte, und dieses ist keine Ausnahme.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das lyrische Ich von den Segelschiffen in einer bildhaften und zugleich bewundernden Weise spricht. Die Segelschiffe werden als stolz und stark dargestellt, welche die Kraft der Natur, insbesondere des Meeres und des Windes, nutzen. Sie sind sowohl Spielball des Schicksals als auch nützliche Träger von wertvollen Gütern.

Im Detail betrachtet, besingt das lyrische Ich die Stärke und Macht der Schiffe, die das Meer „unterm Bauch“ haben und dabei von Wolken und Sternen überragt werden. Sie werden vom „himmlischen Hauch“ angetrieben, was auf die Windkraft hindeutet, von der sie abhängig sind. Trotz ihrer Abhängigkeit vom Wind und den Launen des Schicksals, wirken die Schiffe nicht hilflos oder schwach. Stattdessen werden sie als selbstbewusst und elegant dargestellt, was durch die Beschreibung ihres „Herrenblicks in die Ferne“ und ihres koketten Schaukelns unterstrichen wird.

Inhaltlich betont das Gedicht die wichtige Rolle, die Segelschiffe bei der Verbindung von Ländern spielen. Sie tragen „wertvolle Dinge“ von einem Ort zum anderen, was auf ihren Nutzen für den Handel und den Austausch von Kulturen hinweist.

Das lyrische Ich verwendet zahlreiche Metaphern und bildliche Ausdrücke, um die Schönheit und Kraft der Segelschiffe zu unterstreichen. Die natürliche Kraft der Segelschiffe wird insbesondere in der letzten Strophe hervorgehoben, in der sie als „Natur gewordene Planken“ beschrieben werden. Ihre Anwesenheit „erhellt und weitet unsere Gedanken“, was darauf hindeutet, dass sie die menschliche Vorstellungskraft und das Streben nach Erkundung und Abenteuer anregen.

Die Form und Sprache des Gedichts sind gekennzeichnet durch eindeutige und kraftvolle Bilder. Die vier Strophen des Gedichts haben jeweils vier Verse, und die Verszeilen sind in einem klaren und unkomplizierten Stil gehalten. Ringelnatz verwendet traditionelle Reime, um einen rhythmischen Fluss zu erzeugen, der den Wellenbewegungen eines Segelschiffs auf dem Meer ähnelt. Der Sprachduktus ist bildhaft und metaphorisch, was den Leser dazu einlädt, die beschriebenen Szenen vor seinem geistigen Auge zu sehen und zu erleben. Allen voran berührt Ringelnatz mit diesem Gedicht wichtige Themen wie Natur, Freiheit und das menschliche Streben nach Entdeckung und Verständnis der Welt.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Segelschiffe“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Im Jahr 1932 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Berlin. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 91 Wörter. Es baut sich aus 4 Strophen auf und besteht aus 16 Versen. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Segelschiffe“ weitere 560 Gedichte vor.

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