An unsere Kameraden vom Eisen von Heinrich Kämpchen

Glück auf, ihr Kameraden,
Die ihr bei Höllenglut
Das Eisen reckt und hämmert
Mit ungebeugtem Mut.
Die ihr das Erz, das spröde,
Entreißt der starren Haft
Und es zum Leben zwinget
Und in die Formen strafft! –
 
Wir grüßen euch, ihr Brüder,
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Sind wir doch stammverwandt –
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Euch halten Feuersgluten,
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Uns hält die Nacht gebannt.
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Ihr schafft für wenig Märker
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In harter Eisenfron,
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Wir graben in den Grüften
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Um gleichen Hungerlohn. –
 
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Euch kann das Glück nicht finden,
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Wie wir es nicht erschau’n –
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Ihr hämmert die Metalle,
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Wir müssen Kohlen hau’n. –
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Uns fehlen Luft und Helle,
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Wir werden sonnenblind –
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Euch dörrt das Mark die Hitze
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Und gift’ger Hüttenwind. –
 
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Man macht uns zu Heloten,
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Verkehrt uns die Natur,
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Doch soll es nicht so bleiben,
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Wir schaffen Remedur!
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Zu Schutz und Trutz verbündet,
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Zerbrechen wir den Bann,
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Die Kohle und das Eisen,
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Der Berg- und Hüttenmann. –
 
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Und seid ihr auch dem Ziele
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Schon rascher zugeeilt –
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Wir folgen euch, ihr Brüder,
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Wir folgen unverweilt.
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Wir wollen mit euch kämpfen
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Getreu den heil’gen Krieg,
39 
Für Freiheit, Menschenwürde –
40 
Glück auf zum vollen Sieg! –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (26.6 KB)

Details zum Gedicht „An unsere Kameraden vom Eisen“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
40
Anzahl Wörter
179
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An unsere Kameraden vom Eisen“ stammt von Heinrich Kämpchen, der zwischen 1847 und 1912 lebte. Zeitlich lässt es sich daher in das 19. und frühe 20. Jahrhundert einordnen - eine Epoche, die durch industrielle Expansion und soziale Bewegungen geprägt war.

Beim ersten Lesen wirkt das Gedicht wie eine Hymne an die Solidarität zwischen Arbeitern verschiedener Arten von schwerer industrieller Arbeit - den Bergmann, der Kohle abbaut, und dem Eisenarbeiter, der in Hütten arbeitet.

Inhaltlich beschreibt das Gedicht das harte Leben und die schwierigen Arbeitsbedingungen dieser Arbeiter: die Gluthitze der Eisenhütten, die Dunkelheit der Kohleminen, die geringe Bezahlung und gesundheitlichen Folgen. Trotz dieser tiefen Schwierigkeiten betont das lyrische Ich eine tiefe Verbindung zwischen diesen Arbeitern, ihrer gemeinsamen Leidenschaft, den „Feuersgluten“ und der „Nacht“, die sie „bannt“, und ihre gemeinsame Entschlossenheit, aus ihrer Unterdrückung oder „Höllenglut“ herauszukommen. Sie sind versklavt, doch das lyrische Ich ruft dazu auf, den Status quo nicht hinzunehmen, sondern für ihre Freiheit und Menschenwürde zu kämpfen.

Die Form des Gedichts besteht aus fünf Strophen mit je acht Versen. Die Sprache ist einfach, klar und direkt, was wahrscheinlich dazu dient, die Solidarität zwischen den Arbeitern zu betonen und ihre gemeinsame Missachtung ihrer derzeitigen Bedingungen hervorzuheben. Es vermittelt eine starke Botschaft von Zusammenhalt und gemeinsamen Ziel - einer besseren Zukunft. Der in der Bergmannsprache bekannte Gruß „Glück auf“ - am Anfang und am Ende des Gedichts - unterstreicht die Hoffnung und den Optimismus, die trotz der Härten des Arbeiterlebens vorhanden sind. Die metrische Struktur und der einfache Reim tragen zur hoffnungsvollen Stimmung bei und geben dem Gedicht einen Rhythmus, der sowohl an ein Arbeitslied als auch an einen Marsch erinnert. Dies stärkt die Botschaft der Einigkeit und Entschlossenheit, die durch das lyrische Ich vermittelt wird.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An unsere Kameraden vom Eisen“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Heinrich Kämpchen. Der Autor Heinrich Kämpchen wurde 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1909 zurück. Bochum ist der Erscheinungsort des Textes. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Basis geschehen. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben bei Verwendung. Das Gedicht besteht aus 40 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 179 Worte. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am Marienbrönnlein“, „Am Rhein“ und „Am Weinfelder Maar“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „An unsere Kameraden vom Eisen“ weitere 165 Gedichte vor.

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