Schmerz im Mai von Heinrich Kämpchen

Wieder in den Maientagen
Hör’ ich Nachtigallen schlagen,
Und ich lausch’ dem süßen Klang
Sehnsuchtsvoll und schwermutsbang’. –
 
Seh’ ich doch die Jugendzeiten
Wieder still vorübergleiten,
Mit der Lust in Wald und Hag,
Nachtigall, bei deinem Schlag. –
 
Alle Träume kehren wieder,
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Alle längst verklung’nen Lieder
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Einen sich mit deinem Schall,
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Philomele, Nachtigall. –
 
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Aus den Augen fühl’ ich’s tropfen,
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Meine Pulse hör’ ich klopfen,
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Und die Seele weilet fern
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Bei der Jugend – ach so gern. –
 
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Doch die Jugend kehrt nicht wieder
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Und verschollen sind die Lieder,
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Mit dem wundersüßen Klang,
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Die ich einst als Knabe sang. –
 
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Sehnsucht kann mich nur verleiten,
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Meine Arme auszubreiten. –
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Doch umsonst – bei deinem Schall,
24 
Philomele, Nachtigall. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.6 KB)

Details zum Gedicht „Schmerz im Mai“

Anzahl Strophen
6
Anzahl Verse
24
Anzahl Wörter
111
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Schmerz im Mai“ wurde von dem deutschen Autor Heinrich Kämpchen verfasst, der von 1847 bis 1912 lebte. Daher kann das Werk in die literarische Epoche des Naturalismus eingegliedert werden.

Schon beim ersten Lesen fällt die melancholische Stimmung des Gedichts auf, die durch die wiederkehrenden Motive der Nachtigall und der Erinnerung an die Jugend erzeugt wird. Es scheint, als würde das lyrische Ich mit dem Erwachen des Frühlings in die Vergangenheit zurückversetzt, als alles noch möglich schien.

Inhaltlich fokussiert sich das Gedicht auf das lyrische Ich, das von einer tiefen Sehnsucht nach vergangenen Zeiten beherrscht wird. Es lauscht dem Gesang der Nachtigall und erinnert sich dabei an seine eigene Jugend, an seine Träume und Lieder. Die Wiederkehr der Vergangenheit ist allerdings nur vorübergehend, denn das lyrische Ich stellt fest, dass die Jugend und die Lieder unwiederbringlich verloren sind. Es streckt seine Arme aus, doch das Verlangen kann nicht erfüllt werden.

In Bezug auf die Form lässt sich erkennen, dass das Gedicht aus sechs vierzeiligen Strophen besteht, was eine gewisse Regelmäßigkeit und dennoch Platz für Variationen bietet. Die Sprache des Gedichts ist bewusst einfach und klar gewählt, was eine intensive emotionale Wirkung erzielt. Der Gesang der Nachtigall steht als wiederkehrendes Leitmotiv für die Sehnsucht nach Vergangenem und lässt das Gedicht insgesamt in einem melancholischen Ton erstrahlen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass „Schmerz im Mai“ ein stark emotionales Gedicht ist, das den Schmerz des Alterns und die Vergänglichkeit der Jugend in den Mittelpunkt stellt. Dabei nutzt Heinrich Kämpchen geschickt die poetischen Mittel der Wiederholung und Symbolik, um seine Botschaft zu vermitteln.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „Schmerz im Mai“ ist Heinrich Kämpchen. Im Jahr 1847 wurde Kämpchen in Altendorf an der Ruhr geboren. Im Jahr 1909 ist das Gedicht entstanden. Erschienen ist der Text in Bochum. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Die Richtigkeit der Epoche sollte vor Verwendung geprüft werden. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da es keine starren zeitlichen Grenzen bei der Epochenbestimmung gibt, können hierbei Fehler entstehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 111 Wörter. Es baut sich aus 6 Strophen auf und besteht aus 24 Versen. Weitere Werke des Dichters Heinrich Kämpchen sind „Am goldenen Sonntag“, „An Annette von Droste-Hülshoff“ und „An Hertha“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Schmerz im Mai“ weitere 165 Gedichte vor.

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