Schlummerlied von Joachim Ringelnatz

Will du auf Töpfchen?
Fühlst du ein Dürstchen?
Oder ein Würstchen?
 
Senke dein Köpfchen.
 
Draußen die schwarze, kalte
Nacht ist böse und fremd.
Deine Hände falte.
Der liebe Gott küßt dein Hemd.
 
Gute Ruh!
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Ich bin da,
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Deine Mutter, Mama;
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Müde wie du.
 
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Nichts mehr sagen –
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Nicht fragen –
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Nichts wissen –
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Augen zu.
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Horch in dein Kissen:
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Es atmet wie du.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Schlummerlied“

Anzahl Strophen
5
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
60
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Schlummerlied“ stammt von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus der zeitlichen Sicht müsste das Gedicht demnach in die Weimarer Republik oder den Anfang des Nationalsozialismus eingeordnet werden.

Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht beruhigend, intim und liebevoll. Es scheint die typischen Elemente eines Schlaflieds oder Gutenachtlieds für ein Kind zu enthalten, wie das Bestätigen der Zugehörigkeit zur Mutter, das Angebot von Sicherheit und das Eingeständnis von Müdigkeit seitens der Mutter selbst.

Inhaltlich spricht das lyrische Ich im Gedicht ein Kind an, vermutlich sein eigenes. Es stellt verschiedene Fragen, die darauf abzielen, die Bedürfnisse des Kindes vor dem Schlafengehen zu erfüllen, z.B. ob es zur Toilette muss oder ob es Durst hat. Die Mutter bittet das Kind anschließend, den Kopf zu senken und die Hände zu falten. Sie beruhigt das Kind, indem sie sagt, dass draußen zwar die kalte, fremde Nacht ist, aber sie da ist und der liebe Gott das Kind beschützt. Schließlich fordert sie das Kind auf zu ruhen, nicht mehr zu sprechen oder Fragen zu stellen. Sie soll die Augen schließen und in das Kissen horchen, das atmet wie das Kind.

Formal ist das Gedicht in fünf Strophen unterteilt. Die erste Strophe enthält drei Verse, die zweite nur einen, die dritte und vierte jeweils vier und die fünfte sechs Verse. Insgesamt verwendet Ringelnatz einfache, klare Sprache, die leicht zu verstehen ist. Es gibt Reime, allerdings keine durchgängigen Reimschemata.

Sprachlich fällt auf, dass das Gedicht sehr anschaulich und sinnlich ist. Es bezieht sich auf konkrete, haptische Dinge wie das Töpfchen, das Dürstchen, das Würstchen und montiert so eine intime, häusliche Atmosphäre. Der sprachliche Ausdruck ist sehr mütterlich und liebevoll. Ringelnatz macht hier gekonnt Gebrauch von kindlicher Sprechweise und Wiederholungen, um die Stimmung zu verstärken.

In dieser kindgerechten, liebevollen Sprache liegt auch die tiefergehende Aussage des Gedichts: die elterliche Liebe und Fürsorge, die ebenso eine Ermüdung, eine friedliche Erschöpfung am Ende des Tages kennt. Es geht darum, dem Kind Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln, wo draußen Unsicherheit und Angst lauern. Durch das Bild des atmenden Kissens wird schließlich noch die Unmittelbarkeit und Intimität dieser Situation betont. Es handelt sich um einen fast magischen, sehr privaten und liebevollen Augenblick zwischen Mutter und Kind.

Weitere Informationen

Das Gedicht „Schlummerlied“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. 1883 wurde Ringelnatz in Wurzen geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1933 zurück. Erschienen ist der Text in Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 5 Strophen und umfasst dabei 60 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „Afrikanisches Duell“, „Alone“ und „Alte Winkelmauer“. Zum Autor des Gedichtes „Schlummerlied“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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