An meinen ältesten Sohn von Susanne von Bandemer
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Horch, Jüngling, du, den ich gebar! |
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Wem gilt dies Kriegsgewühl? |
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Gerüstet steht der Brennen Schaar |
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Zum großen Trauerspiel. |
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In ihrem Busen flammet Muth, |
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Ihr Auge dräut den Tod. – |
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Wohl, Jüngling, wohl! schon glüht dein Blut, |
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Und färbt dein Antlitz roth. |
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Voll edeln Dursts nach Ehr’ und Sieg |
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Empört sich deine Brust. |
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Der junge Krieger wünscht den Krieg, |
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Gefahren sind ihm Lust. |
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Er horcht: ihm ist er Flötenschall |
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Der Donnerton zur Schlacht, |
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Das Kampfgewühl ein Maskenball |
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In einer Gallanacht. |
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Er stürtzt sich in Gefahr und Streit; |
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Denkt nur sein Vaterland; |
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Und wenn sein König es gebeut, |
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Hält er der Hölle Stand. |
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Sieh, Jüngling! so gedachte der, |
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Der mir das Daseyn gab. |
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Glorreiche Lorbern bräch’ auch Er, |
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Umschlöß’ ihn nicht das Grab. |
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Er mehrte gern voll Heldenmuth |
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Der alten Wunden Zahl, |
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Und stürbe gern, mit Staub und Blut |
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Bedeckt, zum zweyten Mahl. |
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Er sey dein Vorbild auf der Bahn |
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Der Ehre, sey dein Schutz! |
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Als Genius zieh’ er voran! |
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Dann beut dem Tode Trutz. |
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Befolge streng der Pflichten Ruf, |
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Und achte nicht Gefahr: |
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Der Gott, der dich zum Manne schuf, |
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Zählt deines Hauptes Haar. |
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Nie zittre, wann im Donnerton |
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Zehnfacher Tod dir dräut: |
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Sey deines Ahnherrn werth, ο Sohn! |
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Und meiner Zärtlichkeit. |
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Dem Feigen, der den Rücken kehrt, |
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Dem folge Fluch und Schmach; |
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Und keine Zähre, die ihn ehrt, |
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Fließ’ ihm im Tode nach. |
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Auf! Friedrich Wilhelm zieht voran; |
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Wo Sieg und Ehre winkt. |
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Ein Held ist jeder, Mann für Mann, |
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Bis er zu Boden sinkt. |
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Auch du sey Ringer um den Preis, |
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Den jeder sich erwarb, |
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Der einst auf Friederichs Geheiß |
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Den Tod der Helden starb. |
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Noch glüht der alte Preussensinn |
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In unsrer Krieger Brust; |
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Sey wo es sey, sie ziehen hin, |
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Des Sieges sich bewußt. |
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So ziehe mit! und komm zurück, |
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Und nimm von dieser Hand – |
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Ο Sohn! gewähre mir dieß Glück! – |
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Den Kranz, den ich dir wand. |
Details zum Gedicht „An meinen ältesten Sohn“
Susanne von Bandemer
15
60
308
1802
Klassik,
Romantik
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „An meinen ältesten Sohn“ stammt aus der Feder von Susanne von Bandemer und wurde im Barock (genauer ca. in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts) verfasst.
Auf den ersten Blick wird deutlich, dass die Mutter (das lyrische Ich) an ihren Sohn appelliert. Die Mutter scheint ihren Sohn zum Kriegsdienst zu ermutigen, eine sehr emotional aufgeladene Aufgabe für eine Mutterfigur.
Inhaltlich richtet sich das Gedicht an den ältesten Sohn der Autorin und illustriert die gemischten Gefühle von Stolz, Ängstlichkeit und Mut, die mit der Vorstellung ihres Sohnes im Krieg einhergehen. Die Mutter drückt ihre Sorge aus, als sie sich die Szene des Krieges vorstellt („großes Trauerspiel“), aber sie erkennt auch den Mut und den Ehrgeiz ihres Sohnes. Sie ermutigt ihn, die Spuren seines Vaters und Vorfahren zu folgen und betont, dass er die Pflichten eines Soldaten ernst nehmen und dem Tod trotzen sollte, um die Ehre seines Vaterlandes und seiner Familie zu verteidigen. Dabei spielt die Mutter mit den typischen Motiven der Kriegsliteratur des 18. Jahrhunderts, wie beispielsweise Tapferkeit, Patriotismus und Ehrenhaftigkeit.
Das Gedicht besteht aus fünfzehn Strophen zu je vier Versen. Die verwendete Sprache ist relativ einfach und leicht verständlich, wobei aber mit starken Bildern und Metaphern gearbeitet wird („der Donnerton zur Schlacht“, „Gefahren sind ihm Lust“, „er der Hölle Stand“). Besonders die Verwendung des griechischen Buchstabens „ο“ (Omega) dürfte als Stilmittel gedacht sein und könnte einen Hauch von Hochkultur und Bildung symbolisieren.
Zusammenfassend ist dieses Gedicht ein hervorragendes Beispiel für das Barockzeitalter mit seinen extremen Gegensätzen zwischen Krieg und Frieden, Mut und Feigheit, Tod und Triumphen. Dabei wird die Rolle der Frau durch die Stimme der Mutter auf eine weiche und doch starke Weise dargestellt.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „An meinen ältesten Sohn“ der Autorin Susanne von Bandemer. Die Autorin Susanne von Bandemer wurde 1751 in Berlin geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1802. Berlin ist der Erscheinungsort des Textes. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text den Epochen Klassik oder Romantik zugeordnet werden. Die Angaben zur Epoche prüfe bitte vor Verwendung auf Richtigkeit. Die Zuordnung der Epochen ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Da sich die Literaturepochen zeitlich teilweise überschneiden, ist eine reine zeitliche Zuordnung fehleranfällig. Das 308 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 60 Versen mit insgesamt 15 Strophen. Susanne von Bandemer ist auch die Autorin für das Gedicht „An Ihn“, „An Karl Hadermann“ und „An Madame Karschin bey Übersendung eines Blumenstrausses am 1. Dezember 1789“. Auf abi-pur.de liegen zur Autorin des Gedichtes „An meinen ältesten Sohn“ weitere 86 Gedichte vor.
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Zum Autor Susanne von Bandemer sind auf abi-pur.de 86 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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