An meinen Zigarettenrauch von Joachim Ringelnatz

Gleite ins Weite und in die Höh!
Adieu, du zartes Bleu
Meines Zigarettenrauches,
Der du so sanft entfliehst.
 
Wenn Du ein zierliches Nasenloch siehst,
Küß dem die Haare als Gruß meines Hauches.
 
Ob dich ein Höhendruck
Zur Erde zurückschlägt,
Eine Strömung, eines Windes Ruck
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Dich zu Himmelsglück trägt, –
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Finde das, was du erwartetest.
 
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In dem hold gewürzten Augenblick,
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Da du aus mir startetest,
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Spielte Ziehharmonikamusik
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Ein Lieblingslied von mir: La paloma
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Und auf Schwingen dieser Volksweise
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Steigst du auf. Glückliche Reise!
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Aus Nikotin ins ewige Aroma.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „An meinen Zigarettenrauch“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
18
Anzahl Wörter
86
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An meinen Zigarettenrauch“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem aus der Weimarer Republik stammenden deutschen Schriftsteller und Kabarettisten, bekannt für seine humoristischen und satirischen Gedichte. Der erste Eindruck suggeriert, dass das Gedicht eine Art Romantisierung oder Verklärung des Rauchens sein könnte und versucht, die einfachen und oft übersehenen Aspekte dieses alltäglichen Vorganges hervorzuheben.

Das lyrische Ich in diesem Gedicht scheint sich direkt an den Rauch seiner Zigarette zu wenden, wobei es ihn personifiziert und ihm eine Reise wünscht, indem es aus der Perspektive eines Beobachters oder einer außenstehenden Perspektive spricht. Es beginnt mit einer Verabschiedung des Rauches in die Weite und jenseits, beschreibt ihn als „zartes Bleu“ und gesteht ihm eine gewisse Zartheit und Eleganz zu. Es bittet den Rauch, einem „zierlichen Nasenloch“ einen Kuss als Gruß zu geben, was die Leser vielleicht an die flüchtige und sich schnell auflösende Natur des Zigarettenrauches erinnert.

Trotz der möglichen Schwierigkeiten, die der Rauch auf seiner Reise in die Höhe und darüber hinaus erleben kann, wie thermische Strömungen oder Windböen, bittet das lyrische Ich den Rauch, das zu finden, was er erwartet. In der abschließenden Strophe, in der ein Lied erwähnt wird, das gespielt wird, fügt das Ich eine weitere Dimension zur metaphorischen Reise des Rauches hinzu. Dieses Lied, „La Paloma“, fügt eine leichte, fast fröhliche Tonebene hinzu und begleitet den Rauch auf seiner „glücklichen Reise“.

Das Gedicht ist freiviersig, ohne festes Reimschema, was seiner erzählerischen Qualität zugutekommt. Die Sprache von Ringelnatz ist leicht zu verstehen, aber dennoch poetisch und bildreich. Der Rauch wird fast als Wesen mit Taten, Absichten und Wünschen dargestellt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Ringelnatz' Gedicht „An meinen Zigarettenrauch“ das Alltägliche und oft Übergangene in einer eleganten und humorvollen Weise darstellt. Es stellt das Rauchen als einen Akt dar, der Raum für Reflexion, Beobachtung und sogar Romantisierung lässt. Dabei verwendet Ringelnatz bildreiche Sprache und zugängliche Formen, um eine tiefe Wertschätzung und Bewunderung für die kleine, flüchtige Schönheit der Welt zu vermitteln.

Weitere Informationen

Das Gedicht „An meinen Zigarettenrauch“ stammt aus der Feder des Autors bzw. Lyrikers Joachim Ringelnatz. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1933 ist das Gedicht entstanden. In Berlin ist der Text erschienen. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 18 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 86 Worte. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „Abgesehen von der Profitlüge“, „Abglanz“ und „Abschied von Renée“. Zum Autor des Gedichtes „An meinen Zigarettenrauch“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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