Scheintod von Johann Wolfgang von Goethe

Weint, Mädchen, hier bei Amors Grabe; hier
Sank er von nichts, von ohngefähr danieder.
Doch ist er wirklich todt? Ich schwöre nicht dafür:
Ein Nichts, ein Ohngefähr erweckt ihn öfters wieder.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Scheintod“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
4
Anzahl Wörter
31
Entstehungsjahr
1827
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Scheintod“ wurde von Johann Wolfgang von Goethe verfasst, einem der bedeutendsten Dichter der deutschen Literatur, der von 1749 bis 1832 lebte. Das Gedicht entstand somit in der Epoche der Weimarer Klassik, die von etwa 1786 bis 1832 andauerte.

Beim ersten Lesen fällt auf, dass das Gedicht von einem vermeintlichen Tod und einer möglichen Wiedererweckung handelt. Die kurze Form und die einfache Sprache wirken eindringlich und erzeugen eine fast intime Atmosphäre.

Goethe spricht in dem Gedicht ein Thema an, das sowohl universell als auch zutiefst persönlich ist - die Liebe. Die jungen Mädchen werden aufgefordert, an dem Grab der Liebe - personifiziert durch den Gott Amor - zu weinen. Jedoch ist der Tod Amors nur ein Scheintod. Obwohl er von „nichts, von ohngefähr“ niedergeschlagen wurde, ist er möglicherweise nicht wirklich tot. Ein „Nichts, ein Ohngefähr“, also etwas Unvorhergesehenes oder Unerwartetes, könnte ihn wieder zum Leben erwecken.

Goethe benutzt hier also das Bild des Scheintodes, um die Unberechenbarkeit und die Wiederauferstehungskraft der Liebe zum Ausdruck zu bringen. Er sagt, dass Liebe jederzeit sterben kann, aber unter den richtigen Umständen auch wieder aufleben kann.

Das Gedicht besteht aus vier Versen, die sich durch einen stringenten Rhythmus und einen klaren Reim auszeichnen. Die Sprache ist einfach und klar, ohne überflüssige Verzierungen oder Metaphern. Dies unterstreicht die Direktheit der Botschaft, die Goethe den Leser zu vermitteln sucht. Die einfache Form und Sprache des Gedichts dienen dazu, die Komplexität und Unberechenbarkeit der Liebe klar und deutlich darzustellen.

Im Ganzen interpretiere ich das Gedicht als eine Reflexion über die Liebe, ihre Vergänglichkeit und ihre überraschende Wiedergeburt. Es ist ein Ausdruck des Optimismus, dass Liebe auch im Angesicht von Rückschlägen und Niederlagen immer wieder aufleben kann.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Scheintod“ des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Goethe wurde im Jahr 1749 in Frankfurt am Main geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1827. Stuttgart und Tübingen ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Der Schriftsteller Goethe ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Epoche des Sturm und Drang geht die Epoche der Aufklärung voran. Die Ideale und Ziele der Aufklärung wurden verworfen und es begann ein Auflehnen gegen die Prinzipien der Aufklärung und das gesellschaftliche System. Die Schriftsteller des Sturm und Drang waren zumeist junge Autoren, häufig unter 30 Jahre alt. Um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Vorschein zu bringen, wurde insbesondere darauf geachtet eine geeignete Sprache zu finden und in den Gedichten einzusetzen. Die Werke vorheriger Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Dennoch wurde eine eigene Jugendkultur und Jugendsprache mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Wiederholungen und Halbsätzen geschaffen. Schiller, Goethe und natürlich die anderen Autoren jener Zeit suchten nach etwas Universalem, was in allen Belangen und für jede Zeit gut sei und entwickelten sich stetig weiter. So ging der Sturm und Drang über in die Weimarer Klassik.

Die Weimarer Klassik ist eine Literaturepoche, die insbesondere von den Dichtern Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller geprägt wurde. Die Italienreise Goethes im Jahr 1786 markiert den Beginn der Epoche. Das Todesjahr von Goethe, 1832, markiert das Ende der Weimarer Klassik. In der Literaturepoche sind Einflüsse der Französischen Revolution festzustellen. Das Zentrum der Literatur der Weimarer Klassik lag in Weimar. Häufig wird die Epoche auch nur als Klassik bezeichnet. Statt auf Konfrontation und Widerspruch wie noch in der Aufklärung oder im Sturm und Drang strebte die Klassik nach Harmonie. Die wichtigsten Werte sind Toleranz und Menschlichkeit. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. Ziel der Literaturepoche der Klassik war es die ästhetische Erziehung des Menschen zu einer „charakterschönen“ Persönlichkeit voranzutreiben. Charakteristisch ist ein hohes Sprachniveau und eine reglementierte Sprache. Diese reglementierte Sprache verdeutlicht im Vergleich zum natürlichen Sprachideal der Literaturepoche des Sturm und Drang mit all seinen Derbheiten den Ausgleich zwischen Vernunft und Gefühl. Die Vertreter der Epoche haben in der Klassik auf Stil- und Gestaltungsmittel aus der Antike zurückgegriffen. Die bekanntesten Schriftsteller der Klassik sind Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe. Weitere bekannte Schriftsteller der Klassik sind Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder. Die beiden letztgenannten arbeiteten jeweils für sich. Einen produktiven Austausch im Sinne eines gemeinsamen Arbeitsverhältnisses gab es nur zwischen Schiller und Goethe.

Das Gedicht besteht aus 4 Versen mit nur einer Strophe und umfasst dabei 31 Worte. Die Gedichte „An Annetten“, „An Belinden“ und „An Lida“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „Scheintod“ haben wir auf abi-pur.de weitere 1618 Gedichte veröffentlicht.

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