Scheiden von Heinrich Kämpchen

Nun kommt die Abschiedsstunde,
Die so viel Trübes hat –
Ade, ihr warmen Ouellen,
Ade, du schöne Stadt. –
 
Ade, ihr holden Frauen,
Mit Augen weich und lind,
Ade, du Haus, wo gastlich
Wir aufgenommen sind. –
 
Ade, du milde, klare,
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Du wonnesame Luft,
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Du Wald mit deinem Schatten,
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Du Tal voll Glanz und Duft. –
 
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Wo wir so oft gewandelt
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Auf Wegen blank und glatt –
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Nun kommt die Abschiedsstunde,
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Die so viel Trübes hat. –
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24 KB)

Details zum Gedicht „Scheiden“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
71
Entstehungsjahr
1909
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Scheiden“ wurde von Heinrich Kämpchen verfasst, einem deutschen Schriftsteller, der von 1847 bis 1912 lebte. Er war ein Vertreter der Heimatliteratur, was die Betonung der Natur und ländlicher Settings in diesem Gedicht erklärt.

Beim ersten Lesen des Gedichts fällt vor allem sein melancholischer Ton auf. Es wird Abschied genommen von verschiedenen Orten, Menschen und Naturerscheinungen, wodurch eine traurige und nachdenkliche Stimmung erzeugt wird. Der Abschied scheint unvermeidlich und mit einer gewissen Schwere behaftet zu sein.

Inhaltlich drückt das lyrische Ich seine Gefühle beim Abschied nehmen aus. Er verabschiedet sich von einer Stadt, von Frauen, einem gastlichen Haus, der Luft, dem Wald mit seinem Schatten, und einem duftenden Tal. All diese Aspekte weisen darauf hin, dass das lyrische Ich sich von einer bestimmten Lebensphilosophie und Lebensweise trennt und in ein neues Leben hineingeht. Die Wiederholung der Worte „Abschiedsstunde“ und „so viel Trübes hat“ unterstreicht den melancholischen Ton und die Schwere des Abschieds.

Formal besteht „Scheiden“ aus vier Strophen mit jeweils vier Versen. Die regelmäßige Struktur des Gedichts spiegelt die konsequente, unumkehrbare Art des Abschieds wider. Die direkte Ansprache und Wiederholung des Wortes „Ade“ stellt eine persönliche Verbindung her und betont die Emotionalität des Abschieds. In der Sprachwahl fällt die romantisch-lyrische Verknüpfung von positiven Eigenschaften mit dem, von dem Abschied genommen wird, auf. Begriffe wie „warm“, „hold“, „mild“ und „wonnig“ erzeugen eine harmonische, fast idyllische Abgangsszene und tragen zur sentimental-melancholischen Stimmung bei.

Auffällig ist auch die Wiederholung der ersten und letzten Strophe, was den Gedanken unterstreicht, dass Abschied ein Kreislauf und Teil des Lebens ist, auch wenn er von Traurigkeit begleitet wird.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Scheiden“ des Autors Heinrich Kämpchen. Der Autor Heinrich Kämpchen wurde 1847 in Altendorf an der Ruhr geboren. 1909 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Bochum. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zur Epoche Moderne zu. Vor Verwendung der Angaben zur Epoche prüfe bitte die Richtigkeit. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen und daher anfällig für Fehler. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 71 Worte. Die Gedichte „Am Gemündener Maar“, „Am Grabe der Mutter“ und „Am Kochbrunnen in Wiesbaden“ sind weitere Werke des Autors Heinrich Kämpchen. Zum Autor des Gedichtes „Scheiden“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 165 Gedichte vor.

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