Schaudervoll, es zog die reine von Joachim Ringelnatz

Schaudervoll: Es zog die reine,
Weiße, ehrbar keusche Clara
Aus dem Sittlichkeitsvereine
Eines Abends nach Ferrara.
Schaudervoll: Dort, irgendwo,
Floß der Po.
Schaudervoll, doch es geschah
In Ferrara, daß die Clara
Aus dem Sittlichkeitsvereine
10 
Nachts den Po doppelt sah.
Arbeitsblatt zum Gedicht
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Details zum Gedicht „Schaudervoll, es zog die reine“

Anzahl Strophen
1
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
39
Entstehungsjahr
1924
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Der Autor des Gedichts ist Joachim Ringelnatz, ein Expressionist und Satiriker, der seine größten Erfolge in der Weimarer Republik hatte. Das Gedicht kann daher in die Zeit zwischen 1919 und 1933 eingeordnet werden.

Auf den ersten Eindruck erscheint das Gedicht humorvoll und augenzwinkernd. Die Hauptfigur, die tugendhafte Clara aus einem Sittlichkeitsverein, macht eine skurrile Erfahrung in der italienischen Stadt Ferrara, an deren Fluss Po. Der Inhalt lässt sich so zusammenfassen: Die keusche Clara reist eines Abends nach Ferrara. Dort sieht sie in der Nacht den Fluss Po doppelt, was die Leser auf verschiedene Weisen interpretieren können. Es könnte andeuten, dass Clara etwas getrunken hat. Die Tatsache, dass Clara aus einem Sittlichkeitsverein stammt, steigert den komischen Effekt dieses Vorfalls.

Das lyrische Ich, der Erzähler des Gedichts, wiederholt das Wort „schaudervoll“ zur Betonung. Diese Wiederholung kann als ironische Kommentierung des aufgewühlten Zustands Claras gesehen werden, der in starkem Kontrast zu ihrem sonst tugendhaften Leben steht.

Formal handelt es sich um ein 10-zeiliges Gedicht ohne Reimschema. Die Ausdrucksweise ist schlicht und direkt, was den komischen Effekt noch weiter steigert. Die Sprache ist klar und unkompliziert mit einer gewissen Portion Humor und Ironie, typisch für die meisten Werke von Ringelnatz. Auffallend ist auch der Einsatz von Alliteration (die Wiederholung von Anfangslauten) im Titel „Schaudervoll, es zog die reine“ sowie in den Worten „ehrbar keusche Clara“, die den Rhythmus des Gedichts betonen. Des Weiteren bemerkt man auch die tendenziell kurzen Verse, die das schnelle Lesen und damit die dynamische Erzählung unterstützen.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Schaudervoll, es zog die reine“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1924. München ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Moderne oder Expressionismus zugeordnet werden. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das 39 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 10 Versen mit nur einer Strophe. Weitere bekannte Gedichte des Autors Joachim Ringelnatz sind „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Schaudervoll, es zog die reine“ weitere 560 Gedichte vor.

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