An meinen Kaktus von Joachim Ringelnatz

Du alter Stachelkaks,
Du bist kein Bohnerwachs,
Kein Gewächs, das die Liebe sich pflückt,
Sondern du bist nur ein bißchen verrückt.
 
Ich weiß, daß du wenig trinkst.
Du hast auch keinerlei Duft.
Aber, ohne daß du selber stinkst,
Saugst du Stubenmief ein wie Tropenluft.
 
Du springst niemals Menschen an oder Vieh.
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Wer aber mit Absicht oder versehentlich
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Sich einmal auf dich
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Setzte, vergißt dich nie.
 
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Ein betrunkener, lachender Neger
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Schenkte dich mir, du lustiges Kleines,
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Daß ich den Vater ersetze dir kantigem Ableger
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Eines verrückten, stets starren Stachelschweines.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.2 KB)

Details zum Gedicht „An meinen Kaktus“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
16
Anzahl Wörter
88
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An meinen Kaktus“ wurde von Joachim Ringelnatz geschrieben, der zwischen 1883 und 1934 lebte. Daher kann das Werk zeitlich der Moderne zugeordnet werden.

Schon beim ersten Lesen fällt die humorvolle und etwas respektlose Art und Weise auf, wie das lyrische Ich seinen Kaktus beschreibt. Es herrscht ein eigenwilliger, liebenswerter Ton, der typisch ist für Ringelnatz' Werke. Die anscheinend unbedeutende Pflanze wird in den Mittelpunkt gerückt und durch menschliche Eigenschaften charakterisiert.

Im Inhalt des Gedichts beschreibt das lyrische Ich seinen Kaktus und dessen Eigenheiten auf ehrfurchtslose und humorvolle Weise. Es betont, dass der Kaktus kein gewöhnliches oder vielleicht wünschenswertes Gewächs ist - duftlos, stachelig und „verrückt“. Dennoch scheint das lyrische Ich eine Art Zuneigung und Anerkennung für den Kaktus zu empfinden, indem es unter anderem dessen Fähigkeit, die „Stubenmief“ zu absorbieren, hervorhebt und die Pflanze lustig nennen.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit je vier Versen. Der Reim ist meistens paarweise, wobei die letzte Strophe vom Schema abweicht. Die Sprache ist einfach und alltäglich, gespickt mit humorvollen Vergleichen und Metaphern. Besonders auffällig ist die Personifikation des Kaktus und die gelungene Übertragung von menschlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen auf die Pflanze.

Insgesamt vermittelt das Gedicht eine humorvolle und respektlose Wertschätzung des kleinen, vielleicht alltäglichen und unbeachteten Kaktus. Es zeigt, dass alles - auch ein stacheliger und duftloser Kaktus - seine Besonderheiten und einen Platz verdient hat. Ringelnatz legt dabei einerseits einen ironischen, andererseits aber auch einen liebevollen Blick auf die kleinen Dinge des Alltags.

Weitere Informationen

Der Autor des Gedichtes „An meinen Kaktus“ ist Joachim Ringelnatz. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1933. Der Erscheinungsort ist Berlin. Das Gedicht lässt sich anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her den Epochen Moderne oder Expressionismus zuordnen. Bei Ringelnatz handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 16 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 88 Worte. Weitere Werke des Dichters Joachim Ringelnatz sind „...als eine Reihe von guten Tagen“, „7. August 1929“ und „Abendgebet einer erkälteten Negerin“. Zum Autor des Gedichtes „An meinen Kaktus“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.

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