Römische Campagna von Rainer Maria Rilke

Neapel

Aus der vollgestellten Stadt, die lieber
schliefe, träumend von den hohen Thermen,
geht der grade Gräberweg ins Fieber;
und die Fenster in den letzten Fermen
 
sehn ihm nach mit einem bösen Blick.
Und er hat sie immer im Genick,
wenn er hingeht, rechts und links zerstörend,
bis er draußen atemlos beschwörend
 
seine Leere zu den Himmeln hebt,
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hastig um sich schauend, ob ihn keine
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Fenster treffen. Während er den weiten
 
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Aquädukten zuwinkt herzuschreiten,
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geben ihm die Himmel für die seine
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ihre Leere, die ihn überlebt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.1 KB)

Details zum Gedicht „Römische Campagna“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
14
Anzahl Wörter
85
Entstehungsjahr
1918
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Römische Campagna“ stammt von Rainer Maria Rilke, einem der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne, der von 1875 bis 1926 lebte. Das Gedicht lässt sich zeitlich in das beginnende 20. Jahrhundert einordnen.

Auf den ersten Eindruck wirkt das Gedicht melancholisch und träumerisch. Es erzeugt Bilder von verlassenen Städten und Einsamkeit, die jedoch auf eine sehr elegante Art und Weise präsentiert werden.

Inhaltlich beschreibt das lyrische Ich in diesem Gedicht den Weg aus einer Stadt, die als überfüllt und ruhelos beschrieben wird. Dieser Weg führt ins Freie, aber auch symbolisch in die Leere und Einsamkeit. Das lyrische Ich empfindet diese Leere jedoch nicht als bedrohlich oder beängstigend, sondern eher als befreiend und erlösend. Es hebt seine Leere zu den Himmeln und wird eins mit der Unendlichkeit des Himmels. Gleichzeitig bleibt immer die Bewusstheit, dass diese Leere überlebt und somit unsterblich ist.

In Bezug auf die Form des Gedichts zeigt sich, dass es aus vier Strophen besteht, wobei die ersten beiden Strophen jeweils aus vier Versen und die letzten beiden Strophen jeweils aus drei Versen bestehen. Diese Unregelmäßigkeit könnte bewusst gewählt sein, um das Gefühl der Unvollständigkeit und Leere zu unterstreichen, das im Gedicht thematisiert wird.

Die Sprache in Rilkes Gedicht ist eher komplex und hochtrabend, geprägt von Metaphern und bildhaften Formulierungen. Beispielsweise wird die Stadt als „vollgestellt“ beschrieben und der Weg aus ihr heraus als „Grade Gräberweg ins Fieber“. Diese Metaphern verleihen dem Gedicht eine starke sinnliche und emotionale Qualität und vermitteln sehr effektiv die Stimmung und die Gefühle, die das lyrische Ich erlebt.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Rilkes „Römische Campagna“ ein tief melancholisches und gleichzeitig befreiendes Gedicht ist, das die Flucht aus dem Lärm und der Hektik der Stadt in die Leere und Stille der Landschaft thematisiert. Dabei verwendet der Dichter eine reiche, bildhafte Sprache und eine unregelmäßige Form, um seine Aussagen zu unterstützen und zu unterstreichen.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Römische Campagna“ des Autors Rainer Maria Rilke. Rilke wurde im Jahr 1875 in Prag geboren. Im Jahr 1918 ist das Gedicht entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 14 Versen mit insgesamt 4 Strophen und umfasst dabei 85 Worte. Rainer Maria Rilke ist auch der Autor für Gedichte wie „Adam“, „Advent“ und „Allerseelen“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Römische Campagna“ weitere 338 Gedichte vor.

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