Ruinenkult von Joachim Ringelnatz

Wenn der Ruinenzauber glüht,
Erschauert unser Volksgemüt,
Und eine romantische Wärme
Gießt Bowle durch unsre Gedärme.
 
Lichbirne hinter Buntpapier
Gibt Sängerkehlen ein Klistier
Und sehnsüchtig weinendes Lachen
Läßt uralten Schwindel erwachen.
 
Denen, die sich Ruinen baun,
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Wünsch ich den höchsten Lattenzaun
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Und den von Hunden umgeben,
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Die dauernd das eine Bein heben.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.8 KB)

Details zum Gedicht „Ruinenkult“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
52
Entstehungsjahr
1932
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Ruinenkult“ stammt von dem deutschen Autor Joachim Ringelnatz, der im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert lebte.

Auf den ersten Eindruck hin wirkt das Gedicht eher humoristisch und satirisch. Es scheint eine gewisse romantisierte Sichtweise auf Ruinen zu verspotten und deren Kult eher skeptisch zu beäugen.

Im Einzelnen geht es in dem Gedicht um den symbolischen Zauber von Ruinen. Sie lassen beim „Volksgemüt“, sprich bei der allgemeinen Bevölkerung, eine romantische Emotion und Nostalgie aufkommen. Mit der Metapher der „Bowle durch unsere Gedärme“ wird diese emotionale Reaktion sogar schon fast körperlich spürbar gemacht. In den folgenden Versen gibt eine „Lichbirne hinter Buntpapier“ Sängerkehlen ein Klistier, was wohl so viel bedeutet wie: eine leuchtende Schönheit verborgen hinter Farbfacetten, die starke Emotionen in Singerherzen erzeugt. Abschließend scheint das lyrische Ich eine eher kritische Haltung gegenüber diesem „Ruinenkult“ zu haben: Es wünscht denjenigen, die sich „Ruinen bauen“, sprich die altes bewahren und romantisieren, eine Art Bestrafung – repräsentiert durch einen hohen Lattenzaun und Hundeurin.

Die Form des Gedichts ist klassisch, mit jeweils vier Versen pro Strophe. Es hat keinen auffälligen Reim oder ein regelmäßiges Metrum, was aber zu Ringelnatz' Stil passt, der sich oftmals von traditionellen lyrischen Formen abgewand.

Die Sprache des Gedichts ist recht bildhaft und metaphorisch. Dabei nutzt Ringelnatz mehrfach Humor und Ironie, um seine Botschaft zu vermitteln. Er spielt mit Wortbedeutungen und Konnotationen, um ein vielschichtiges Bild des „Ruinenkults“ zu schaffen.

Zusammengefasst scheint Ringelnatz in dem Gedicht „Ruinenkult“ eine kritische Auseinandersetzung mit dem romantischen Verklären von alten, verfallenen Dingen und Orten zu betreiben. Seine Sprache und der subtile Humor eröffnen dabei verschiedene Interpretationsmöglichkeiten und regen zum Nachdenken an. Dabei wirkt das Gedicht ebenso unterhaltsam wie nachdenklich stimmend.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Ruinenkult“. Ringelnatz wurde im Jahr 1883 in Wurzen geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1932 entstanden. Der Erscheinungsort ist Rowohlt Verlag, Berlin. Eine Zuordnung des Gedichtes zu den Epochen Moderne oder Expressionismus kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das vorliegende Gedicht umfasst 52 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Der Dichter Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Abschied von Renée“, „Abschiedsworte an Pellka“ und „Afrikanisches Duell“. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ruinenkult“ weitere 560 Gedichte vor.

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