Ruf zum Sport von Joachim Ringelnatz
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Auf, ihr steifen und verdorrten |
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Leute aus Büros, |
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Reißt euch mal zum Wintersporten |
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Von den Öfen los. |
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Bleiches Volk an Wirtshaustischen, |
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Stellt die Gläser fort. |
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Widme dich dem freien, frischen, |
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Frohen Wintersport. |
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Denn er führt ins lodenfreie |
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Gletscherfexlertum |
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Und bedeckt uns nach der Reihe |
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All mit Schnee und Ruhm. |
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Doch nicht nur der Sport im Winter, |
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Jeder Sport ist plus, |
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Und mit etwas Geist dahinter |
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Wird er zum Genuß. |
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Sport macht Schwache selbstbewußter, |
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Dicke dünn, und macht |
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Dünne hinterher robuster, |
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Gleichsam über Nacht. |
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Sport stärkt Arme, Rumpf und Beine, |
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Kürzt die öde Zeit, |
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Und er schützt uns durch Vereine |
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Vor der Einsamkeit. |
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Nimmt den Lungen die verbrauchte |
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Luft, gibt Appetit; |
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Was uns wieder ins verrauchte |
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Treue Wirtshaus zieht. |
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Wo man dann die sporttrainierten |
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Muskeln trotzig hebt |
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Und fortan in Illustrierten |
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Blättern weiterlebt. |
Details zum Gedicht „Ruf zum Sport“
Joachim Ringelnatz
8
32
132
1926
Moderne,
Expressionismus
Gedicht-Analyse
Das Gedicht „Ruf zum Sport“ wurde von Joachim Ringelnatz, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettisten der Weimarer Republik, verfasst. Ringelnatz wurde am 7. August 1883 geboren und starb am 17. November 1934. Demzufolge stammt dieses Gedicht höchstwahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Beim ersten Lesen fällt der animierte und spritzige Charakter des Gedichts auf. Der Text ist voller Aufforderungen an die Menschen, ihre statischen, alltäglichen Handlungen zu unterbrechen und sich stattdessen dem Sport zuzuwenden.
Inhaltlich rät das lyrische Ich den in ihren Büros und Gaststätten sitzenden Menschen, sich dem Wintersport zuzuwenden. Das lyrische Ich preist die Vorteile des Sports, insbesondere die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Vorzüge. Es wird argumentiert, dass Sport nicht nur physische Stärke und Selbstvertrauen verleiht, sondern auch die Zeit verkürzt und vor Einsamkeit schützt. Interessanterweise hebt das lyrische Ich hervor, dass Sport letztlich auch den Weg zurück in die Gaststätte ebnet, wobei dies vielleicht ironisch aufgefasst werden kann.
Formal besteht das Gedicht aus acht gleich großen Strophen mit je vier Versen, wodurch eine Art von Regelmäßigkeit und Rhythmus entsteht, der an die Bewegungen und Routine des Sports erinnern könnte.
Die Sprache des Gedichts ist klar und direkt. Mit Worten wie „steif“, „verdorrt“ und „bleich“ beschreibt Ringelnatz die Menschen in ihren Büros oder an den Tischen der Gaststätten, die Sport benötigen. Durch die Verwendung von aktiven Begriffen wie „reißt euch los“, „steht die Gläser fort“ und „stärkt Arme, Rumpf und Beine“ weckt er ein Gefühl von Bewegung und Aktivität. Besonders hervorzuheben ist auch der humorvolle Ton, der Ringelnatz‘ Texte oft charakterisiert. Zum Beispiel die Vorstellung, dass Sporttreibende „in Illustrierten Blättern weiterleben“, spielt humorvoll auf die damalige Popularität von Sportlerfotos in Zeitschriften an.
Weitere Informationen
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Ruf zum Sport“ des Autors Joachim Ringelnatz. Der Autor Joachim Ringelnatz wurde 1883 in Wurzen geboren. Im Jahr 1926 ist das Gedicht entstanden. Erscheinungsort des Textes ist München. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Der Schriftsteller Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das Gedicht besteht aus 32 Versen mit insgesamt 8 Strophen und umfasst dabei 132 Worte. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „Alone“, „Alte Winkelmauer“ und „Alter Mann spricht junges Mädchen an“. Zum Autor des Gedichtes „Ruf zum Sport“ haben wir auf abi-pur.de weitere 560 Gedichte veröffentlicht.
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