Romantik von Louise Otto-Peters
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Der Mond im Silbernachen |
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Durchzieht die blaue Flut, |
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Er scheint allein zu wachen |
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Wo alles schlummernd ruht. |
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Im Hain und auf den Auen |
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Erglänzt sein magisch Licht, |
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Wo helle Tropfen tauen |
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Ein Baum zum andern spricht: |
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„Das ist die Geisterstunde, |
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Schon naht die Mitternacht!“ |
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Da sind im Waldesgrunde |
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Die Elfen aufgewacht. |
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Sie tanzen ihren Reigen |
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Auf Teppichen von Moos, |
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Und lösen von den Zweigen |
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Wohl Blüt’ um Blüte los. |
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Das ist ein fröhlich Leben |
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Im hellen Mondenschein, |
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Sie hüpfen und sie schweben |
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Voll Lust waldaus und ein; |
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Bis daß am Himmelsrande |
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Versinkt des Mondes Kahn, |
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Und krähend weckt die Lande |
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Mit Morgengruß der Hahn. |
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Die Elfen fliehn erschrocken |
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In Erd’ und Felsenspalt – |
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Der Nebel sinkt in Flocken |
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Auf ihr Versteck im Wald. – |
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Das ist dein Los ja heute |
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Romantik, Elfenland! |
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Du wardst des Tages Beute, |
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Dein süßer Zauber schwand. |
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Und wer ihn noch will hegen, |
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Der muß von hinnen fliehn, |
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Auf tief verborgnen Wegen |
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In’s Land der Elfen ziehn, |
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Denn sie sind nicht gestorben, |
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Sie leben fort und fort, |
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Sie hüten unverdorben |
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Noch ihren Wunderhort. |
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Allein nur den Geweihten |
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Erschließen sie den Pfad – |
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Wie ist ein Reich zu neiden, |
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Dem kein Profaner naht! |
Details zum Gedicht „Romantik“
Louise Otto-Peters
11
44
194
1860-1870
Realismus
Gedicht-Analyse
Dieses Gedicht stammt von Louise Otto-Peters, einer deutschen Schriftstellerin und Frauenrechtlerin, welche vom 26. März 1819 bis zum 13. März 1895 lebte. Die zeitliche Einordnung ihres Werkes befindet sich somit in der Mitte des 19. Jahrhunderts, einer Zeit, in der romantische und intellektuelle Ideale sehr prävalent waren.
Bei der ersten Betrachtung des Gedichts scheint es einen ruhigen, sanftmütigen Ton zu haben, der eine idyllische Nachtlandschaft unter dem Mondlicht schildert. In dieser Landschaft treten Elfen auf, was sofort die prägende Rolle der Romantik und der Fantasie hervorruft.
Inhaltlich beschreibt das Gedicht eine traumhafte Szene, in der der Mond über dem schlafenden Land wacht und Elfen im Wald zum Leben erweckt. Die Elfen leben fröhlich und ungehindert, tanzen und spielen in dieser magischen Nachtatmosphäre, bis die morgendliche Dämmerung sie in ihre Verstecke zurücktreibt. Das lyrische Ich bezieht die Szene auf den Verfall der Romantik, als das Elfenland des Tages Beute wird und sein süßer Zauber verschwindet. Wer diese romantische Zauberei bewahren will, muss sich laut dem lyrischen Ich auf versteckten Pfaden bewegen und in das Land der Elfen ziehen, ein Ort, der nur für Eingeweihte zugänglich ist.
In Bezug auf die Form und Sprache des Gedichts folgt es einem strukturierten Muster mit regelmäßigen Strophen und Versen. Die einfache, aber poetische Sprache ist mit lebendigen Bildern und Metaphern durchsetzt, die sich auf romantische und magische Elemente beziehen. Die Verwendung von Mond, Elfen und Wald symbolisiert die Schönheit und das Mysterium der Romantik, während das Verschwinden dieser Elemente bei Tagesanbruch den Rückgang der Romantik und den Einfall der Moderne anzeigt.
Zusammenfassend ist das Gedicht „Romantik“ von Louise Otto-Peters eine lyrische Darstellung des Romantik-Zeitalters und seiner Schönheit, aber auch sein zwischenzeitlicher Verfall. Es lädt den Leser ein, die verzauberte Nachtlandschaft zu erkunden und fordert zur Bewahrung der romantischen Ideale auf, selbst in einer zunehmend modernisierten Welt.
Weitere Informationen
Das Gedicht „Romantik“ stammt aus der Feder der Autorin bzw. Lyrikerin Louise Otto-Peters. Geboren wurde Otto-Peters im Jahr 1819 in Meißen. Das Gedicht ist im Jahr 1870 entstanden. Der Erscheinungsort ist Leipzig. Anhand der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten der Autorin her kann der Text der Epoche Realismus zugeordnet werden. Bitte überprüfe unbedingt die Richtigkeit der Angaben zur Epoche bei Verwendung. Die Zuordnung der Epoche ist ausschließlich auf zeitlicher Ebene geschehen. Das vorliegende Gedicht umfasst 194 Wörter. Es baut sich aus 11 Strophen auf und besteht aus 44 Versen. Weitere bekannte Gedichte der Autorin Louise Otto-Peters sind „An Ludwig Börne“, „An Richard Wagner“ und „Auf dem Kynast“. Zur Autorin des Gedichtes „Romantik“ haben wir auf abi-pur.de weitere 106 Gedichte veröffentlicht.
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Zum Autor Louise Otto-Peters sind auf abi-pur.de 106 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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