Ritter von Rainer Maria Rilke
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Reitet der Ritter in schwarzem Stahl |
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hinaus in die rauschende Welt. |
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Und draußen ist alles: Der Tag und das Thal |
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und der Freund und der Feind und das Mahl im Saal |
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und der Mai und die Maid und der Wald und der Gral, |
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und Gott ist selber vieltausendmal |
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an alle Straßen gestellt. |
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Doch in dem Panzer des Ritters drinnen, |
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hinter den finstersten Ringen, |
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hockt der Tod und muß sinnen und sinnen: |
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Wann wird die Klinge springen |
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über die Eisenhecke, |
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die fremde befreiende Klinge, |
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die mich aus meinem Verstecke |
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holt, drin ich so viele |
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gebückte Tage verbringe, – |
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daß ich mich endlich strecke |
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und spiele |
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und singe. |
Details zum Gedicht „Ritter“
Rainer Maria Rilke
2
19
105
1906
Moderne
Gedicht-Analyse
Der Autor des Gedichts ist Rainer Maria Rilke, ein wichtiger Vertreter der lyrischen Moderne im deutschen Sprachraum, der vom Ende des 19. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts lebte und wirkte.
Auf den ersten Blick wirkt das Gedicht wie eine klassische Rittergeschichte voller Abenteuer und Gefahren. Die dunkle, geheimnisvolle Atmosphäre zeichnet das Bild eines einsamen Ritters, der zu einer gefahrvollen Reise aufbricht.
Inhaltlich wird in der ersten Strophe der Ritter in voller Rüstung beschrieben, der in die Welt hinausreitet. Es wird eine Vielzahl von Dingen aufgezählt, die draußen sind: der Tag und das Tal, Freund und Feind, das Festmahl, der Mai, die Jungfrau, der Wald und sogar der Heilige Gral. Auch Gott ist vielfach an allen Wegen gegenwärtig.
Die zweite Strophe offenbart dann eine überraschende Wendung: Im Inneren des Ritters, hinter der schweren Rüstung, hockt der Tod und wartet darauf, von einer „befreienden Klinge“ herausgeholt zu werden. Es entsteht der Eindruck, dass der Ritter oder das lyrische Ich eng mit dem Tod verbunden ist, was die ritterliche Heldenreise zu einer existenziellen Erkundung von Leben und Sterben macht.
Was die Form des Gedichts betrifft, so besteht es aus zwei Strophen unterschiedlicher Länge, was auf eine Art Dramaturgie hindeutet: Ein bewegter Aufbruch in der ersten Strophe folgt eine innere Auseinandersetzung in der zweiten.
Rilkes Sprache ist gekennzeichnet durch präzise, bildhafte und formal strenge Ausdrücke, die die mittelalterliche Welt des Ritters evozieren, gleichzeitig aber auf universelle menschliche Erfahrungen verweisen – Themen, die typisch für Rilkes Werk sind.
Die Interpretation des Gedichts hängt letztlich von der Auslegung des lyrischen Ichs ab: Handelt es sich um den Ritter, der sich mit dem Tod konfrontiert sieht, oder um den Tod selbst, der sich nach der Befreiung sehnt? Beide Lesarten sind möglich und eröffnen unterschiedliche Perspektiven auf das Gedicht und seine thematische Auseinandersetzung mit Leben, Tod, Heldentum und menschlicher Existenz.
Weitere Informationen
Rainer Maria Rilke ist der Autor des Gedichtes „Ritter“. Geboren wurde Rilke im Jahr 1875 in Prag. Entstanden ist das Gedicht im Jahr 1906. Der Erscheinungsort ist Berlin / Leipzig, Stuttgart. Von der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. von den Lebensdaten des Autors her lässt sich das Gedicht der Epoche Moderne zuordnen. Bei Rilke handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das 105 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 19 Versen mit insgesamt 2 Strophen. Die Gedichte „Abend“, „Abend“ und „Abend in Skaane“ sind weitere Werke des Autors Rainer Maria Rilke. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Ritter“ weitere 338 Gedichte vor.
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Zum Autor Rainer Maria Rilke sind auf abi-pur.de 338 Dokumente veröffentlicht. Alle Gedichte finden sich auf der Übersichtsseite des Autors.
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