Rheinkähne von Joachim Ringelnatz

Den Rhein durchgleiten die großen
Kähne. Breit und flach.
Es sitzen zwei Badehosen
Auf dem hintersten Dach.
 
In diesen Hosen stecken
Zwei Männer, nackt und braun.
Die lieben das Tempo der Schnecken
Und schimpfen auf ihre Fraun.
Und mustern die fremden Weiber,
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Die strandlängs promeniern.
 
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Glauben doch oft nackte Leiber,
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Daß sie an sich imponiern.
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Wie ausgetretene Schuhe
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Sind diese Kähne. Hat jeder Kahn
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Solch friedlich häusliche Ruhe,
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Hat keiner das Getue
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Der preußischen Eisenbahn.
 
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In jedem Kinderwagen
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Am Strande rollt ein Kind.
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Keins dieser Kinder wird fragen,
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Was Schleppkähne sind.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (24.4 KB)

Details zum Gedicht „Rheinkähne“

Anzahl Strophen
4
Anzahl Verse
21
Anzahl Wörter
91
Entstehungsjahr
1933
Epoche
Moderne,
Expressionismus

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „Rheinkähne“ wurde von Joachim Ringelnatz verfasst, einem deutschen Schriftsteller und Kabarettist, der besonders durch seine humoristischen und satirischen Gedichte bekannt wurde. Ringelnatz lebte von 1883 bis 1934, somit ist das Gedicht zeitlich der Moderne zuzuordnen.

Der erste Eindruck des Gedichts ist eine Szene von idyllischer Ruhe und Langsamkeit entlang des Rheinufers. Es schildert das Bild von großen, flachen Rheinkähnen, in denen zwei Männer in Badehosen dasitzen.

Im Wesentlichen beschreibt das lyrische Ich das Alltagsleben entlang des Rheins und die Szenen, die es beobachtet. In den ersten beiden Strophen liegt der Fokus auf den in Badehosen gekleideten Männern auf den Kähnen, die gemächlich den Fluss entlang gleiten und dabei die Frauen am Ufer mustern. Die Männer lieben die Ruhe und Beschaulichkeit ihrer Fahrt, im Gegensatz zur Hektik, mit der sie ihre Frauen assoziieren.

Das lyrische Ich gibt einen Kommentar zur männlichen Eitelkeit ab, die oft dazu führt, dass nackte Körper glauben, sie würden imponieren. Die Kähne selbst werden als ausgetreten und friedlich beschrieben, was eine Kontrastwirkung zur assoziierten „preußischen Eisenbahn“ hat und den Unterschied in den Lebensrhythmen zwischen Stadtbewohnern und denen entlang des Flusses verdeutlicht.

Die letzte Strophe lenkt die Aufmerksamkeit auf Kinder in Kinderwagen am Ufer und suggeriert, dass diese die Kähne und ihre Bedeutung nicht hinterfragen werden.

Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen mit unterschiedlicher Versanzahl. Die Sprache ist einfach und klar, teils umgangssprachlich, was zur Beschreibung der Alltagsszenen beiträgt. Durch die konkreten Bilder und die lebhafte Szenerie entsteht eine plastische, fast beinahe humorvolle Darstellung des Rheinlebens.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Ringelnatz in „Rheinkähne“ ein Bild der einfachen Freuden des einfachen Lebens entlang des Rheins zeichnet, das frei von den Unruhen und dem Stress des urbanen Lebens ist. Dabei nutzt er eine einfache Sprache und Humor, was typisch für seine Dichtkunst ist.

Weitere Informationen

Joachim Ringelnatz ist der Autor des Gedichtes „Rheinkähne“. Geboren wurde Ringelnatz im Jahr 1883 in Wurzen. Das Gedicht ist im Jahr 1933 entstanden. Der Erscheinungsort ist Berlin. Die Entstehungszeit des Gedichtes bzw. die Lebensdaten des Autors lassen eine Zuordnung zu den Epochen Moderne oder Expressionismus zu. Ringelnatz ist ein typischer Vertreter der genannten Epochen. Das 91 Wörter umfassende Gedicht besteht aus 21 Versen mit insgesamt 4 Strophen. Joachim Ringelnatz ist auch der Autor für Gedichte wie „7. August 1929“, „Abendgebet einer erkälteten Negerin“ und „Abermals in Zwickau“. Zum Autor des Gedichtes „Rheinkähne“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 560 Gedichte vor.

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