An meine Lieder von Johann Wolfgang von Goethe

Seyd, geliebte kleine Lieder,
Zeugen meiner Fröhligkeit;
Ach sie kömmt gewiß nicht wieder,
Dieser Tage Frühlingszeit.
 
Bald entflieht der Freund der Scherze,
Er, dem ich euch sang, mein Freund.
Ach, daß auch vielleicht dieß Herze
Bald um meine Liebste weint!
 
Doch, wenn nach der Trennung Leiden
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Einst auf euch Ihr Auge blikt,
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Dann erinnert Sie der Freuden,
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Die uns sonst vereint erquikt.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.9 KB)

Details zum Gedicht „An meine Lieder“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
12
Anzahl Wörter
62
Entstehungsjahr
1767
Epoche
Sturm & Drang,
Klassik

Gedicht-Analyse

Das Gedicht „An meine Lieder“ stammt von Johann Wolfgang von Goethe, einem der bedeutendsten deutschen Dichter, der im 18. und 19. Jahrhundert lebte. Das Gedicht ist also der Epoche der Romantik zuzuordnen, welche von Gefühlsausbrüchen, Naturverehrung und einer engen Verbindung von Kunst und Leben geprägt ist.

Auf den ersten Blick dreht sich das Gedicht um Goethes Auseinandersetzung mit seinen eigenen Liedern, seinem Schaffen und dem Verhältnis zu seiner Geliebten. Das lyrische Ich spricht direkt zu den Liedern, die als Zeugen seiner Freude und als Mittel zur Bewahrung von Erinnerungen dienen.

Inhaltlich drückt das lyrische Ich seine Melancholie über die vergangene „Frühlingszeit“ und einen Freund aus, der der Freude entflieht. Zudem drückt er die Befürchtung aus, dass er bald um seine Geliebte weinen muss, da er die Trennung bereits vorwegnimmt. In den letzten beiden Versen erhofft das lyrische Ich, dass seine Lieder als Trost dienen und die Geliebte an die glücklichen Zeiten erinnern, die sie zusammen verbracht haben.

Formal besteht das Gedicht aus drei Strophen mit jeweils vier Versen. Die Sprache ist lyrisch, lieblich und wehmütig, was durch das häufige Auftreten von emotional gefärbten Worten wie „geliebt“, „Fröhligkeit“, „Liebste“ und „Leiden“ verstärkt wird.

Zusammengefasst handelt es sich bei Goethes „An meine Lieder“ um ein Stück, das sowohl die Vergänglichkeit des Lebens und der Liebe, als auch die Wichtigkeit von Kunst und Kreativität als Mittel zur Bewahrung und Wiedervereinigung mit den schönen Momenten des Lebens hervorhebt.

Weitere Informationen

Johann Wolfgang von Goethe ist der Autor des Gedichtes „An meine Lieder“. 1749 wurde Goethe in Frankfurt am Main geboren. Die Entstehungszeit des Gedichtes geht auf das Jahr 1767 zurück. Leipzig ist der Erscheinungsort des Textes. Aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors kann der Text den Epochen Sturm & Drang oder Klassik zugeordnet werden. Bei dem Schriftsteller Goethe handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epochen.

Der Sturm und Drang (häufig auch Geniezeit oder Genieperiode genannt) ist eine literarische Epoche, welche zwischen 1765 und 1790 existierte und an die Empfindsamkeit anknüpfte. Später ging sie in die Klassik über. Der Sturm und Drang war eine Protestbewegung, die aus der Aufklärung hervorging. Der Protest richtete sich gegen den Adel und dessen höfische Welt, sowie andere absolutistische Obrigkeiten. Er richtete sich darüber hinaus auch gegen das Bürgertum, das als freudlos und eng galt, und dessen Moralvorstellungen veraltet waren. Als Letztes richtete sich der Protest des Sturm und Drang gegen Traditionen in der Literatur. Die Schriftsteller der Epoche des Sturm und Drangs waren häufig unter 30 Jahre alt. Die Schriftsteller versuchten in den Gedichten eine geeignete Sprache zu finden, um die subjektiven Empfindungen des lyrischen Ichs zum Ausdruck zu bringen. Es wurde eine eigene Jugendsprache und Jugendkultur mit kraftvollen Ausdrücken, Ausrufen, Halbsätzen und Wiederholungen geschaffen. Die alten Werke vorangegangener Epochen wurden geschätzt und dienten als Inspiration. Mit seinen beiden wichtigen Vertretern Goethe und Schiller entwickelte sich der Sturm und Drang weiter und ging in die Weimarer Klassik über.

Die Weimarer Klassik war geprägt durch die Französische Revolution mit ihren Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Der Kampf um eine Verfassung, die revolutionäre Diktatur unter Robespierre und der darauffolgende Bonapartismus führten zu den Grundstrukturen des 19. Jahrhundert (Nationalismus, Liberalismus und Imperialismus). Die Weimarer Klassik lässt sich zeitlich mit Goethes Italienreise im Jahr 1786 und mit Goethes Tod 1832 eingrenzen. Die Weimarer Klassik wird oft nur als Klassik bezeichnet. Beide Bezeichnungen werden in der Literatur genutzt. Prägend für die Zeit der Klassik ist der Begriff Humanität. Toleranz, Menschlichkeit, Schönheit, Selbstbestimmung und Harmonie sind wichtige inhaltliche Merkmale der Klassik. Die Klassik orientierte sich an klassischen Vorbildern aus der Antike. In der Klassik wird eine sehr einheitliche, geordnete Sprache verwendet. Allgemeingültige, kurze Aussagen (Sentenzen) sind häufig in Werken der Klassik zu finden. Da man die Menschen früher mit der Kunst und somit auch mit der Literatur erziehen wollte, legte man großen Wert auf formale Ordnung und Stabilität. Metrische Ausnahmen befinden sich häufig an Stellen, die hervorgehoben werden sollen. Goethe, Schiller, Herder und Wieland können als die Hauptvertreter der Klassik genannt werden. Aber nur Goethe und Schiller motivierten und inspirierten einander durch intensive Zusammenarbeit und gegenseitige Kritik.

Das vorliegende Gedicht umfasst 62 Wörter. Es baut sich aus 3 Strophen auf und besteht aus 12 Versen. Die Gedichte „Am 1. October 1797“, „Amytnas“ und „An Annetten“ sind weitere Werke des Autors Johann Wolfgang von Goethe. Zum Autor des Gedichtes „An meine Lieder“ liegen auf unserem Portal abi-pur.de weitere 1618 Gedichte vor.

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