Reiselied von Hugo von Hofmannsthal

Wasser stürzt, uns zu verschlingen,
Rollt der Fels, uns zu erschlagen,
Kommen schon auf starken Schwingen
Vögel her, uns fortzutragen.
 
Aber unten liegt ein Land,
Früchte spiegelnd ohne Ende
In den alterslosen Seen.
 
Marmorstirn und Brunnenrand
Steigt aus blumigem Gelände,
10 
Und die leichten Winde wehn.
Arbeitsblatt zum Gedicht
PDF (23.6 KB)

Details zum Gedicht „Reiselied“

Anzahl Strophen
3
Anzahl Verse
10
Anzahl Wörter
45
Entstehungsjahr
1898
Epoche
Moderne

Gedicht-Analyse

Das hier vorliegende Gedicht, „Reiselied“, ist von Hugo von Hofmannsthal, einem österreichischen Schriftsteller, der im Zeitraum von 1874 bis 1929 gelebt hat. In dieser Zeit hat er als Teil der literarischen Moderne, speziell dem Symbolismus und der Wiener Moderne, gewirkt.

Eine erste Lektüre des Gedichts zaubert Bilder von größerem Ausmaß und schicksalhafter Dramatik herauf. Wasser, das droht zu überschwemmen; Felsen, die darauf warten, zerstörend herunter zu rollen, und Vögel, die bereit stehen, uns fortzutragen - das sind Elemente, die rau und gewaltig erscheinen.

In einfachen Worten beschäftigt sich das Gedicht mit einer dramatischen Reise oder Passage. Die ersten vier Verse beschreiben Gefahren - Wasser, das zu überschwemmen droht, fallende Felsen, und Vögel, die jemanden wegzutragen drohen. Es scheint, als ob sich das lyrische Ich in einer herausfordernden, gefährlichen Situation befindet, einer Art Reise oder Passage. Danach wechselt der Fokus zu einem Land, das unten liegt. Dieser Landstrich scheint fruchtbar, ewig, und schön zu sein, mit reflektierenden Früchten und alterslosen Seen, einem blumigen Terrain und leichten Winden. Es scheint, als ob das lyrische Ich diesen Ort als das Ziel der Reise oder als Erleichterung der bisherigen Strapazen betrachtet.

Hinsichtlich der Form lässt sich sagen, dass das Gedicht drei Strophen hat, mit einer unregelmäßigen Anzahl von Versen pro Strophe. Die erste Strophe hat vier Verse, während die beiden letzten jeweils nur drei Verse aufweisen. Es gibt kein konstantes Reimschema, was zu einer weniger vorhersehbaren, aber rhythmischen Dichtungsstruktur führt.

Die Sprache ist reich an Bildern und wird durch die personifizierenden Elemente 'Wasser', 'Fels' und 'Vögel' geprägt. Dies trägt zu dem überwältigenden Ausmaß der dargestellten Situation oder Reise bei. Der Gegensatz zwischen den gefährlichen ersten Versen und der idyllischen Beschreibung des Landes, möglicherweise das Ziel der Reise, betonen die dichterische Bildsprache und tragen zur Tiefe der poetischen Botschaft bei.

Insgesamt hebt Hofmannsthals „Reiselied“ die Strapazen und Belohnungen der Reise hervor, vermutlich als Metapher für das Leben selbst, mit bedrohlichen Rückschlägen und letztendlich der ruhigen Schönheit des angekommen seins.

Weitere Informationen

Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um das Gedicht „Reiselied“ des Autors Hugo von Hofmannsthal. Der Autor Hugo von Hofmannsthal wurde 1874 in Wien geboren. Das Gedicht ist im Jahr 1898 entstanden. Erscheinungsort des Textes ist Leipzig. Eine Zuordnung des Gedichtes zur Epoche Moderne kann aufgrund der Entstehungszeit des Gedichtes bzw. der Lebensdaten des Autors vorgenommen werden. Bei dem Schriftsteller Hofmannsthal handelt es sich um einen typischen Vertreter der genannten Epoche. Das Gedicht besteht aus 10 Versen mit insgesamt 3 Strophen und umfasst dabei 45 Worte. Die Gedichte „Dein Antlitz...“, „Der Jüngling in der Landshaft“ und „Der Kaiser von China spricht“ sind weitere Werke des Autors Hugo von Hofmannsthal. Auf abi-pur.de liegen zum Autor des Gedichtes „Reiselied“ weitere 40 Gedichte vor.

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